Die Bekenntnisschriften - page 10

Das Augsburger Bekenntnis
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Hauptartikel des Glaubens
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0
1. Von Gott
In großer Einmütigkeit lehren die Kirchen bei uns,
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daß das Dekret der Synode von
Nizä
a
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über die Einheit des göttlichen Wesens und über die drei Personen wahr und
ohne jeden Zweifel zu glauben sei: nämlich, daß es
ein
göttliches Wesen gebe, wel-
ches Gott genannt wird und auch ist, ewiger, unkörperlicher, unteilbarer [Gott], von
unermeßlicher Macht, Weisheit und Güte, der Schöpfer und Erhalter aller Dinge, der
sichtbaren und unsichtbaren; daß es gleichwohl drei Personen gebe, gleichen Wesens,
gleicher Macht und gleich ewig: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Und den Begriff
Person gebrauchen sie in der Bedeutung, in der auch die kirchlichen Schriftstelle
r
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ihn in dieser Sache benutzt haben: daß damit nicht ein Teil oder eine Beschaffenheit
in etwas anderem gemeint sei, sondern daß sie im eigentlichen Sinne existiere.
[51] Sie verwerfen alle Irrlehren, die gegen diesen Glaubensartikel aufgekommen
sind, wie die Manichäer, die zwei Ursprünge behaupten, einen guten und einen bö-
sen, ebenso die Valentinianer
14
,
Arianer, Eunomiane
r
15
, Mohammedane
r
16
und alle
ähnlichen. Sie verwerfen auch die alten und neueren Samosatene
r
17
, die behaupten, es
gebe [nur] eine [göttliche] Person, vom Wort
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und vom Heiligen Geist [aber] listig
und gottlos vorgeben, es seien nicht unterschiedliche Personen, sondern „Wort“ be-
deute ein stimmhaftes Wort und Geist eine geschöpfliche Regung in den Dingen.
Av
bringt den Text von Artikel 1 in wörtlicher Übereinstimmung mit
A
.
[53]
2. Von der Erbsünde
Ebenso lehren sie, daß nach Adams Fall alle in natürlicher Weise gezeugten Men-
schen mit der Sünde geboren werden, das heißt: ohne Gottesfurcht, ohne Vertrauen
auf Gott und mit bösem Verlangen
,
19
und daß dieses angeborene Leiden und Gebre-
10 Überschrift des ersten Teils des Augsburger Bekenntnisses (Artikel 1–21). Der deutsche Text hat die Über-
schrift: „Artikel des Glaubens und der Lehre“.
11 Deutscher Text: „Erstlich wird einträchtiglich gelehrt und gehalten, …“.
12 Der Artikel bezieht sich auf das Nizäno-konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis von 381; s. o.
„Altkirchliche Glaubensbekenntnisse“.
13 Gemeint sind die anerkannten Kirchenväter der ersten Jahrhunderte.
14 Valentin war ein Gnostiker des 2. Jahrhunderts, der die Entstehung der materiellen Welt als Folge einer geistigen
Abkehr von Gott deutete.
15 Häretische Richtungen im 4. Jahrhundert, die die Wesenseinheit Christi mit Gott bestritten.
16 Die Muslime als Leugner einer göttlichen Trinität.
17 Paulus von Samosata, Bischof von Antiochien 260–268, wurde als Häretiker verurteilt und für abgesetzt erklärt.
18 Christus als „das Wort“ Gottes im Sinne von Joh 1.
19 Deutscher Text: „… das ist, daß sie alle vom Mutterleib an voll böser Lust und Neigung sind und keine wahre
Gottesfurcht, keinen wahren Glauben an Gott von Natur haben können“.
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