Die Bekenntnisschriften - page 9

Das Augsburger Bekenntnis
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und Ungarn, unsern Freund und gnädigen Herrn, auch durch den Sprecher und die
Kaiserlichen Kommissare gemäß der Instruktion unter anderem vortragen [48] ließ
:
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Eure Kaiserliche Majestät habe den Vorschlag Ihres Statthalters
5
, des Amtsverwal-
ters
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, der Räte des Reichsregiments und der Beauftragten anderer Stände, die sich in
Regensbur
g
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versammelt hatten, ein allgemeines Konzil einzuberufen, überlegt und
erwogen. Eure Kaiserliche Majestät habe gleichfalls befunden, daß es nützlich sei, ein
Konzil zu versammeln. Und da die Fragen, die damals zwischen Eurer Kaiserlichen
Majestät und dem Papst verhandelt wurden, einem Übereinkommen und christlicher
Verständigung nahe waren
,
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würde Eure Kaiserliche Majestät nicht daran zweifeln,
daß der Papst veranlaßt werden könnte, ein allgemeines Konzil abzuhalten. Deshalb
bekundete Eure Kaiserliche Majestät gnädig, sich um das Einverständnis des Papstes
bemühen zu wollen, ein solches Konzil in nächster Zeit anzukündigen und durch Ver-
sendung von Briefen einzuberufen.
Für einen solchen Fall also, wenn die Streitfragen zwischen uns und der anderen
Partei nicht freundschaftlich beizulegen sein würden, erbieten wir uns hiermit noch
zusätzlich in völligem Gehorsam gegenüber Eurer Kaiserlichen Majestät, daß wir auf
einem solchen christlichen und freien allgemeinen Konzil erscheinen und zur Sache
sprechen werden – einem Konzil, über dessen Zusammentreten auf allen Reichsta-
gen, die in den Jahren der Herrschaft Eurer Kaiserlichen Majestät gehalten wurden,
durch die Kurfürsten, [49] Fürsten und Reichsstände aus höchst gewichtigen Überle-
gungen stets in großer Einmütigkeit beschlossen wurde. An ein solches Konzil und an
Eure Kaiserliche Majestät haben wir in dieser überaus großen und gewichtigen Sache
auch schon früher in gebührender Weise und rechtsverbindlicher Form appelliert.
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Bei dieser Appellation bleiben wir auch jetzt. Wir beabsichtigen auch nicht, sie durch
diese oder eine andere Abhandlung – außer wenn die Sache freundschaftlich gemäß
dem Wortlaut der Kaiserlichen Zitation gehört und zur christlichen Eintracht gebracht
sein würde – preiszugeben, und können das auch nicht. Dies bezeugen wir hier auch
öffentlich.
Av
[Der Text der Vorrede ist identisch mit
A
]
4 Das Folgende bis zum Ende des Absatzes („… durch Versendung von Briefen einzuberufen“) wurde bei der
Eröffnung des Reichstags zu Speyer am 15. März 1529 vorgetragen.
5 Markgraf Philipp von Baden.
6 Graf Wolf von Monfort.
7 Der Reichstag zu Regensburg 1527 war wegen geringen Besuchs ergebnislos abgebrochen worden.
8 Der Friede zu Barcelona am 29. Juni 1529 beendete jahrelange Feindseligkeiten zwischen Karl V. und Papst
Clemens VII. wegen dessen Parteinahme für die Franzosen. Am 24. Februar 1530 empfing Karl V. in Bologna
aus der Hand des Papstes die Kaiserkrone.
9 Auf dem Reichstag zu Speyer am 25. April 1529 vor zwei kaiserlichen Notaren.
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