Die Bekenntnisschriften - page 15

Das Augsburger Bekenntnis
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wenn sie erkennen, daß sie dem Gesetz nicht Genüge leisten. Es gefällt nämlich dieser
Gehorsam, nicht weil er dem Gesetz genugtut, sondern weil die Person in Christus ist, versöhnt
durch den Glauben, und glaubt, ihr werde auch das, was an Sünde übrig ist, vergeben werden.
Stets also ist festzuhalten, daß wir Vergebung der Sünden erlangen und daß die Person für
gerecht erklärt, das heißt angenommen wird umsonst um Christi willen durch den Glauben.
Danach gefällt [Gott] auch der Gehorsam gegenüber dem Gesetz; er wird als eine Art Gerech-
tigkeit angerechnet und verdient Lohn. Denn das Gewissen kann dem Gericht Gottes keine
eigene Reinheit oder eigene Werke entgegenhalten, wie der Psalm (143, 2) bezeugt: „Geh nicht
ins Gericht mit deinem Knecht, denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht.“ Und Johannes sagt
(1. Joh 1, 8 f.): „Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst; wenn wir
aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns unsere Sünden vergibt.“
Und Christus spricht (Lk 17, 10): „Wenn ihr alles getan habt, so sprecht: Wir sind unnütze
Knechte.“
Nachdem aber die Person versöhnt und gerecht ist durch den Glauben, das heißt [von Gott]
angenommen ist, gefällt auch der Gehorsam und wird als eine Art Gerechtigkeit angerechnet.
Wie Johannes spricht (1. Joh 3, 6): „Wer in ihm bleibt, sündigt nicht.“ Und 2. Kor 1 (v. 12):
„Unser Ruhm ist dieser: das Zeugnis unsres Gewissens.“
Und dazu muß dieser Gehorsam den bösen Begierden widerstehen, allmählich durch geistli-
che Übungen reiner werden und sich hüten, daß wir nichts gegen das Gewissen tun, nach jenem
Wort (1. Tim 1, 5): „Die Summe des Gesetzes ist Liebe aus reinem Herzen und aus gutem Ge-
wissen und aus ungefärbtem Glauben.“ Die aber den schlimmen Begierden gehorchen und ge-
gen das Gewissen handeln, die leben in Todsünden und behalten weder die Glaubensgerech-
tigkeit noch die Gerechtigkeit der guten [CR 356] Werke. Wie Paulus (Gal 5, 21) schreibt: „Die
solches tun, werden das Reich Gottes nicht besitzen.“
[61]
7. Von der Kirche
Ebenso lehren sie, daß die eine heilige Kirche allezeit bleiben wird.
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Es ist aber die
Kirche die Versammlung der Heiligen, in der das Evangelium rein gelehrt wird und
die Sakramente richtig verwaltet werden.
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Und zur wahren Einheit der Kirche ge-
nügt es, übereinzustimmen in Bezug auf die Lehre des Evangeliums und die Verwal-
tung der Sakramente. Es ist aber nicht nötig, daß die menschlichen Überlieferungen
oder von Menschen eingesetzten Riten oder Zeremonien überall gleich sind. Denn
Paulus sagt: „Ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller“ usw. (Eph 4, 5.6).
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Es ist aber die Kirche Christi eigentlich die Versammlung der Glieder [am Leibe]
Christi, das heißt der Heiligen, die wirklich glauben und Christus gehorchen, auch wenn in
diesem Leben viele Böse und Heuchler dieser Versammlung beigemischt sind, bis zum Jüngsten
Gericht. Die Kirche im eigentlichen Sinne hat aber ihre Kennzeichen, nämlich die reine und
gesunde Lehre des Evangeliums und den richtigen Gebrauch der Sakramente.
31 Deutscher Text: „Es wird auch gelehrt, daß allezeit eine heilige christliche Kirche sein und bleiben muß, welche
ist die Versammlung aller Gläubigen, bei welchen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente
dem Evangelium gemäß gereicht werden.“
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