Die Bekenntnisschriften - page 13

Das Augsburger Bekenntnis
37
Ambrosius steht der folgende denkwürdige und herrliche Satz: „Das ist von Gott bestimmt, daß,
wer an Christus glaubt, ohne ein Werk selig wird, allein durch den Glauben, indem er ge-
schenkweise die Sündenvergebung empfängt.“
23
Auch bezeichnet das Wort Glaube nicht allein die Kenntnis der Geschichte von Christus,
sondern auch ein Glauben und Zustimmen zu dieser Verheißung, die das Besondere des
Evangeliums ist. In ihr werden uns um Christi willen Vergebung der Sünden, Rechtfertigung und
ewiges Leben zugesagt. Denn auch diese Verheißung gehört zur Geschichte von Christus, so wie
im Glaubensbekenntnis hinzugefügt ist zur Geschichte dieser Artikel: „Ich glaube die Vergebung
der Sünden.“ Und auf diesen Artikel müssen die übrigen über die Geschichte Christi bezogen
werden. Denn diese Wohltat ist das Ziel der Geschichte. Dazu hat Christus gelitten und wurde er
wieder auferweckt, damit uns um seinetwillen Sündenvergebung und ewiges Leben geschenkt
werden.
[58]
5. Vom kirchlichen Amt
24
Damit wir diesen Glauben erlangen, ist das Amt zum Lehren des Evangeliums und
Austeilen der Sakramente eingesetzt worden. Denn durch das Wort und die Sakra-
mente als Instrumente wird der Heilige Geist geschenkt, der den Glauben bewirkt, wo
und wann es Gott gefällt, in denen, die das Evangelium hören
:
25
nämlich daß Gott
nicht wegen unserer Verdienste, sondern um Christi willen diejenigen rechtfertigt,
die glauben, daß sie um Christi willen in die Gnade aufgenommen werden. Gal 3, 14:
„… daß wir die Verheißung des Geistes durch den Glauben empfangen sollen.“
26
Sie verwerfen die Wiedertäufe
r
27
und andere, die meinen, daß der Heilige Geist den
Menschen ohne das äußere Wort
28
durch ihre eigenen Vorbereitungen und Werke
zuteil wird.
Av
[Neufassung des Artikels:]
[CR 354]
V.
Deshalb hat Christus das Amt zum Lehren des Evangeliums eingesetzt, das die Buße und die
Vergebung der Sünden predigt (Lk 24, 27). Beide Arten der Predigt sind umfassend. Sie klagt
aller Menschen Sünden an und spricht allen Glaubenden die Sündenvergebung zu, und zwar so,
daß es keine ungewisse Vergebung ist, sondern daß alle tief erschrockenen Gemüter wissen: Sie
sollen glauben, daß uns ganz gewiß die Sündenvergebung geschenkt wird, um Christi willen,
nicht aber unserer Verdienste oder Würdigkeit wegen.
Und wenn wir uns auf diese Weise trösten durch die Zusage oder das Evangelium und uns
aufrichten im Glauben, dann erlangen wir gewiß die Sündenvergebung, und zugleich wird uns
der Heilige Geist gegeben. Denn der Heilige Geist wird gegeben und ist wirksam durch das
23 Ambrosiaster (= Kommentar zu den Paulusbriefen, im Mittelalter Ambrosius zugeschrieben), zu 1. Kor 1, 4.
24 Deutscher Text: „Vom Predigtamt“.
25 Deutscher Text: „[Um] solchen Glauben zu erlangen, hat Gott das Predigtamt eingesetzt, Evangelium und
Sakramente gegeben, wodurch er als durch Mittel den Heiligen Geist gibt, welcher den Glauben, wo und wann er
will, in denen, die das Evangelium hören, wirkt.“
26 Im deutschen Text fehlt das Bibelzitat.
27 Die Bewegung der „Täufer“ (Selbstbezeichnung, zuerst im Bereich der Schweizer Reformation auftretend) nahm
für sich eine besonders konsequente Befolgung biblischer Weisungen in Anspruch. Vor allem wegen ihrer
Auffassung von den Sakramenten wurden sie von den Reformatoren ebenso wie von den Altgläubigen abgelehnt
und bekämpft.
28 Deutscher Text: „ohne das leibhafte [= gesprochene, hörbare] Wort des Evangeliums“.
1...,3,4,5,6,7,8,9,10,11,12 14,15,16,17,18,19,20,21,22,23,...549
Powered by FlippingBook