Die Bekenntnisschriften - page 11

Das Augsburger Bekenntnis
35
chen wirklich Sünde ist. Sie verdammt und bringt noch jetzt den ewigen Tod denen,
die nicht durch die Taufe und den Heiligen Geist wiedergeboren werden.
Sie verdammen die Pelagianer
20
und andere, die bestreiten, daß das angeborene Ge-
brechen Sünde sei, und die, um die Herrlichkeit des Verdienstes und der Wohltaten
Christi zu mindern, behaupten, der Mensch könne durch seine eigenen Vernunftkräfte
vor Gott gerechtfertigt werden.
Av
[Neufassung des Artikels:]
[CR 351]
II.
Ebenso lehren sie, daß nach Adams Fall alle in natürlicher Weise gezeugten Menschen von
Geburt her die Erbsünde haben. Wir verstehen aber als Erbsünde das, was die heiligen Väter
und alle Rechtgläubigen und fromm Unterrichteten in der Kirche so bezeichnen, nämlich die
Schuld, durch die alle, die geboren werden, wegen Adams Fall des Zornes Gottes und des
ewigen Todes schuldig sind, und die von Adam her fortgepflanzte Verderbtheit der menschlichen
Natur. Und diese Verderbtheit der menschlichen Natur umfaßt den Mangel an Gerechtigkeit,
Reinheit und ursprünglichem Gehorsam sowie das böse Begehren.
Der Mangel besteht in einer schrecklichen Blindheit und im Ungehorsam: Er bedeutet ein
Entbehren des Lichtes und der Gotteserkenntnis, die in der unversehrten Natur sich eingestellt
haben würde, ebenso ein Entbehren der Rechtbeschaffenheit, das heißt, des beständigen
Gehorsams, der wahren, reinen und höchsten Gottesliebe und ähnlicher Gaben der unversehrten
Natur. Daher sind jene Mängel und das böse Begehren verdammenswert und ihrer Natur nach
des Todes würdig. [CR 352] Auch ist das Erbgebrechen wirklich Sünde. Es verdammt und bringt
noch jetzt den ewigen Tod denen, die nicht durch die Taufe und den Heiligen Geist
wiedergeboren werden.
Sie verdammen die Pelagianer, die die Erbsünde leugnen und meinen, jene Mängel oder das
böse Verlangen seien gleichgültige Dinge oder nur Strafen, nicht aber ihrer Natur nach
verdammenswerte Dinge, und die davon träumen, daß der Mensch dem Gesetz Gottes Genüge
tun könne, und daß er wegen dieses eigenen Gehorsams vor Gott gerecht gesprochen werde.
[54]
3. Vom Sohn Gottes
Ebenso lehren sie, daß das Wort, das heißt Gottes Sohn, menschliches Wesen im Leib
der Jungfrau Maria angenommen hat, so daß die zwei Naturen, die göttliche und die
menschliche, in der Einheit der Person untrennbar verbunden sind: ein Christus, wirk-
lich Gott und wirklich Mensch, geboren aus der Jungfrau Maria, der wirklich gelitten
hat, gekreuzigt wurde, gestorben und begraben ist, um uns den Vater zu versöhnen
und ein Opfer zu sein nicht nur für die Erbschuld, sondern auch für alle tatsächlichen
Sünden der Menschen. Dieser ist hinabgestiegen in die Hölle und wirklich auferstan-
den am dritten Tage. Danach stieg er auf in den Himmel, um zur rechten Hand des
Vaters zu sitzen und für immer zu herrschen und Herr über alle Geschöpfe zu sein,
um die an ihn Glaubenden zu heiligen, indem der Heilige Geist in ihre Herzen ge-
sandt wird,
a
welcher [in ihnen] herrscht, sie tröstet und lebendig macht und sie vertei-
20 Pelagius († nach 418) leugnete die Erbsünde und lehrte, der Mensch könne durch eigene sittliche Anstrengung
ohne Hilfe der Gnade das Gesetz Gottes erfüllen.
1...,2,3,4,5,6,7,8,9,10 12,13,14,15,16,17,18,19,20,21,...549
Powered by FlippingBook