Leuenberger Konkordie
292
12
e) Mit diesem Verständnis des Evangeliums stellen wir uns auf den Boden der alt-
kirchlichen Symbole und nehmen die gemeinsame Überzeugung der reformatorischen
Bekenntnisse auf, daß die ausschließliche Heilsmittlerschaft Jesu Christi die Mitte der
Schrift und die Rechtfertigungsbotschaft als die Botschaft von der freien Gnade Got-
tes Maßstab aller Verkündigung der Kirche ist.
2. Verkündigung, Taufe und Abendmahl
13
Das Evangelium wird uns grundlegend bezeugt durch das Wort der Apostel und Pro-
pheten in der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testaments. Die Kirche hat die Auf-
gabe, dieses Evangelium weiterzugeben durch das mündliche Wort der Predigt, durch
den Zuspruch an den einzelnen und durch Taufe und Abendmahl. In der Verkündi-
gung, Taufe und Abendmahl ist Jesus Christus durch den Heiligen Geist gegenwärtig.
So wird den Menschen die Rechtfertigung in Christus zuteil, und so sammelt der Herr
seine Gemeinde. Er wirkt dabei in vielfältigen Ämtern und Diensten und im Zeugnis
aller Glieder seiner Gemeinde.
a) Taufe
14
Die Taufe wird im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes mit Was-
ser vollzogen. In ihr nimmt Jesus Christus den der Sünde und dem Sterben verfalle-
nen Menschen unwiderruflich in seine Heilsgemeinschaft auf, damit er eine neue
Kreatur sei. Er beruft ihn in der Kraft des Heiligen Geistes in seine Gemeinde und zu
einem Leben aus Glauben, zur täglichen Umkehr und Nachfolge.
b) Abendmahl
15
Im Abendmahl schenkt sich der auferstandene Jesus Christus in seinem für alle da-
hingegebenen Leib und Blut durch sein verheißendes Wort mit Brot und Wein. Er
gewährt uns dadurch Vergebung der Sünden und befreit uns zu einem neuen Leben
aus Glauben. Er läßt uns neu erfahren, daß wir Glieder an seinem Leibe sind. Er stärkt
uns zum Dienst an den Menschen.
16
Wenn wir das Abendmahl feiern, verkündigen wir den Tod Christi, durch den Gott
die Welt mit sich selbst versöhnt hat. Wir bekennen die Gegenwart des auferstande-
nen Herrn unter uns. In der Freude darüber, daß der Herr zu uns gekommen ist, war-
ten wir auf seine Zukunft in Herrlichkeit.
7 Dieser Artikel übernimmt wichtige Formulierungen der Arnoldshainer Abendmahlsthesen, deren 4. These den
lutherisch-reformierten Gegensatz über die Frage der Gegenwart Jesu Christi im Abendmahl überwunden hatte:
„Die Worte, die unser Herr Jesus Christus beim Reichen des Brotes und des Kelches spricht, sagen uns, was er
selbst in dem Mahle allen, die hinzutreten, gibt: Er, der gekreuzigte und auferstandene Herr, läßt sich in seinem
für alle in den Tod gegebenen Leib und seinem für alle vergossenen Blut durch sein verheißendes Wort mit Brot
und Wein von uns nehmen und nimmt uns damit kraft des Heiligen Geistes in den Sieg seiner Herrschaft, auf daß
wir im Glauben an seine Verheißung Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit haben.“ (Kirchliches Jahrbuch
85, 1958, S. 135).