Die Bekenntnisschriften - page 24

Das Augsburger Bekenntnis
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kann (denn sie kann ihre Hände von Raub und Mord zurückhalten), so kann sie doch nicht die
inneren Regungen, wie wahre Gottesfurcht, wahres Vertrauen, Geduld, Keuschheit bewirken,
wenn nicht der Heilige Geist unsere Herzen lenkt und unterstützt.
Und dennoch lehren wir in dieser Sache auch das folgende: Es ist Gottes Gebot, daß auch die
fleischlich gesinnten Menschen durch sorgfältigen Gebrauch der Vernunft und jene weltliche
Zucht in Zaum gehalten werden, wie Paulus sagt (Gal 3, 24): „Das Gesetz ist der Zuchtmeister
auf Christus hin“, ebenso (1. Tim 1, 9): „Das Gesetz ist den Ungerechten gegeben.“
19. Von der Ursache der Sünde
Von der Ursache der Sünde lehren sie, daß, obwohl Gott die Natur schafft und erhält,
dennoch die Ursache der Sünde der Wille der Bösen, wie des Teufels und der Gottlo-
sen, ist,
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der sich, wenn Gott nicht hilft
57
,
von Gott abwendet, wie Christus Joh 8, 44
sagt:
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„Wenn er die Lüge redet, so redet er von seinem Eignen.“
Av
a…aa
der sich von Gott ab- und anderen Dingen gegen Gottes Gebote zuwendet. Daher sagt
Christus vom Teufel (Joh 8, 44):
20. Vom Glauben und den guten Werken
[
1
Unbegründete Vorwürfe] Zu Unrecht werden die Unsrigen beschuldigt, daß sie gute
Werke verbieten. Denn Schriften von ihnen, die es über die Zehn Gebote gibt, und
andere Schriften mit ähnlichem Gegenstand bezeugen, daß sie in nützlicher Weise
von allen Arten und Pflichten des Lebens gelehrt haben: darüber, welche Lebensar-
ten, welche Werke [76] in jedem Berufsstand Gott gefallen. Über diese Dinge haben
einst die Prediger wenig gelehrt. Sie haben nur auf kindischen und nicht notwendigen
Werken bestanden, wie bestimmten Festzeiten, bestimmten Fastenvorschriften, Zu-
gehörigkeit zu Bruderschafte
n
58
, Wallfahrten, Heiligenverehrung, Rosenkranzbeten,
mönchischem Leben und ähnlichem. Unsere Gegner haben, darauf angesprochen,
bereits gelernt und predigen diese unnützen Werke nicht mehr so wie zuvor. Sie fan-
gen auch an, vom Glauben zu sprechen, über den zuvor ein wundersames Schweigen
herrschte. Sie lehren, daß wir nicht nur durch Werke gerechtfertigt werden, sondern
verbinden Glauben und Werke und sagen, daß wir durch Glauben und Werke ge-
rechtfertigt werden. Diese Lehre ist erträglicher als die frühere und kann mehr Trost
bringen als ihre alte Lehre.
Weil also die Lehre vom Glauben, die in der Kirche an erster Stelle stehen muß, so
lange unbekannt am Boden lag, wie alle zugeben müssen; [weil] über die Glaubens-
sgerechtigkeit in den Predigten tiefstes Schweigen herrschte und nur die Lehre von
57 Deutscher Text: „… alsobald, so Gott die Hand abgetan“.
58 Laienvereinigungen für fromme Übungen, Finanzierung von Opfermessen und andere kirchliche Zwecke.
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