Der Große Katechismus
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und anwendbar lernen lassen und sie darin üben und bewegen. Darum ist auch jeder
Hausvater verpflichtet, wenigstens einmal die Woche seine Kinder und Dienstleute
der Reihe nach zu befragen und zu prüfen, was sie davon wissen oder lernen, und,
wenn sie es nicht können, sie mit Ernst dazu anzuhalten. Denn ich erinnere mich wohl
an die Zeit, ja es passiert noch täglich, daß man unwissende, alte, betagte Leute fin-
det, die hiervon gar nichts gewußt haben oder wissen. Sie gehen gleichwohl zur Taufe
und zum Abendmahl und machen Gebrauch von allem, was die Christen haben, ob-
wohl doch die, die zum Sakrament gehen, fürwahr mehr wissen und ein besseres Ver-
ständnis aller christlichen Lehre haben sollen als die Kinder und Schulanfänger. Doch
werden wir’s für die einfachen Leute bei den drei Stücken bleiben lassen, die seit
jeher in der Christenheit üblich waren, die aber unzulänglich gelehrt und behandelt
wurden, solange bis man sich in ihnen gut geübt habe und sie allen geläufig werde,
Jungen und Alten, die Christen heißen und sein wollen. Und es sind nun diese:
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Zum ersten: Die Zehn Gebote Gottes
Das erste: Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
Das zweite: Du sollst den Namen Gottes nicht unnütz gebrauchen.
Das dritte: Du sollst den Feiertag heiligen.
Das vierte: Du sollst Vater und Mutter ehren.
Das fünfte: Du sollst nicht töten.
Das sechste: Du sollst nicht ehebrechen.
Das siebte: Du sollst nicht stehlen.
Das achte: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
Das neunte: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.
Das zehnte: Du sollst nicht begehren seine Frau, Knecht, Magd, Vieh oder was
sein ist.
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Zum anderen: Die Hauptartikel unseres Glaubens
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und
der Erde.
Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen
durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius
Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des To-
des
am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel
30 Vgl. 2. Mose 20, 3–17.
31 Heutiger, ökumenischer Text des Apostolischen Glaubensbekenntnisses. Im folgenden werden die Unterschiede
zwischen diesem und dem Wortlaut bei Luther vermerkt.
32 Luther schreibt: „Vater allmächtigen“, versteht also „allmächtig“ als Attribut wie bei „Vater unser“.
33 Luther schreibt: „niedergefahren zur Hölle“.
34 Bei Luther: „gen Himmel“.