Der Große Katechismus
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Darum hat Gott diesem Gebot auch ein ernstes Drohwort angehängt, das geht so:
„denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen mißbraucht“
(2. Mose 20, 7). Das heißt, es soll keinem geschenkt werden noch ungestraft durchge-
hen. Denn so wenig er es ungerächt lassen will, daß man sein Herz von ihm wendet,
ebensowenig will er es dulden, daß man seinen Namen nennt, um Lügen zu beschö-
nigen. Nun ist es leider eine verbreitete Plage in aller Welt, daß es so wenige sind, die
Gottes Namen nicht für Lügen und alle Bosheiten gebrauchen, so wie es auch wenige
sind, die alleine von Herzen auf Gott vertrauen.
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Denn diese schöne Tugend haben wir von Natur alle an uns, daß, wer eine böse Tat
getan hat, gern versucht, seine Schande zu bedecken und zu bemänteln, damit es nie-
mand sieht oder weiß, und es ist keiner so frech, sich begangener Bosheit vor je-
dermann zu rühmen. Sie wollen es alle lieber heimlich getan haben, als daß man es
bemerkt. Greift man dann einen an, so muß Gott mit seinem Namen herhalten und das
Bubenstück fromm, die Schande zu Ehre machen. Das ist der gewöhnliche Weltlauf,
der wie eine große Sintflut in alle Lande eingebrochen ist. Darum bekommen wir
auch als Lohn, was wir suchen und verdienen, Pestilenz, Krieg, Teuerung, Feuer,
Wasser[schäden], übel geratene Ehefrau, Kinder, Dienstleute und allerlei Müll. Wo
sollte sonst so viel an Jammer herkommen? Es ist noch eine große Gnade, daß uns die
Erde trägt und ernährt.
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Deshalb sollte man vor allen Dingen das junge Volk ernsthaft dazu anhalten und dar-
an gewöhnen, daß sie dieses und andere Gebote deutlich vor Augen haben, und, wo
sie sie übertreten, schnell mit der Rute hinter ihnen her sein, das Gebot ihnen vorhal-
ten und es ihnen immer einbleuen. So sollen sie also aufgezogen werden, nicht nur
mit Strafe, sondern mit dem Ziel der Scheu und Furcht vor Gott.
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So verstehst du nun, was es heißt, Gottes Namen zu mißbrauchen, nämlich (um es auf
das kürzeste zu wiederholen) entweder bloß zu lügen und etwas unter dem Namen
vorzugeben, das nicht ist, oder zu fluchen, zu schwören, zu zaubern und insgesamt
willkürlich Bosheit zu verwirklichen. Daneben mußt du aber auch wissen, wie man
den Namen richtig gebraucht. Denn neben dem Wort, welches er sagt: „Du sollst
Gottes Namen nicht unnütz gebrauchen“, gibt er ebenso zu verstehen, daß man ihn
richtig gebrauchen soll. Denn er ist uns eben darum geoffenbart und gegeben, damit
er gebraucht und genutzt werden solle. Darum folgt von selbst daraus, weil es hier
verboten ist, den heiligen Namen für Lügen oder Untugend zu benutzen, daß wieder-
um geboten ist, ihn zur Wahrheit und zu allem Guten zu gebrauchen. Zum Beispiel,
wenn man rechtmäßig schwört, wo es notwendig ist und gefordert wird, oder auch
wenn man richtig [das Evangelium] lehrt, ebenso, wenn man den Namen anruft in
Nöten, lobt und dankt im Guten usw. Welches alles zusammengefaßt und geboten ist
in dem Spruch Psalm 50 (v. 15): „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten
und du sollst du mich preisen.“ Denn das bedeutet alles, den Namen Gottes zur
Wahrheit heranzuziehen und heilsam zu gebrauchen. So wird sein Name geheiligt,
wie das Vaterunser betet.