Die Bekenntnisschriften - page 339

Der Große Katechismus
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ihm hängt. Mit dem Herzen aber an ihm hängen, ist nichts anderes, als sich ganz auf
ihn zu verlassen. Darum will er uns von allem andern abwenden, das es außer ihm
gibt, und zu sich ziehen, weil er das einzige ewige Gut ist. Als wollte er sagen: Was
du zuvor bei den Heiligen gesucht oder auf den Mammon und sonst vertraut hast, das
erwarte alles von mir und halte mich für den, der dir helfen und dich mit allem Guten
reichlich überschütten will.
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Sieh, da hast du nun, was die rechte Ehre und der Gottesdienst ist, der Gott gefällt,
den er auch gebietet bei Androhung ewigen Zorns, nämlich daß das Herz keinen an-
deren Trost noch eine andere Zuversicht wisse als bei ihm, sich auch nicht davon
wegreißen lasse, sondern alles dafür wage und hintenansetze, was auf Erden ist. Da-
gegen wirst du leicht sehen und beurteilen können, wie die Welt lauter falschen Got-
tesdienst und Abgötterei treibt. Denn es ist kein Volk so ruchlos gewesen, daß es
nicht einen Gottesdienst eingerichtet und gehalten hätte. Da hat jedermann das zum
besonderen Gott erhoben, wovon er sich Gutes, Hilfe und Trost versprochen hat.
Wie zum Beispiel die Heiden, die ihre Zuversicht auf Gewalt und Herrschaft stell-
ten, ihren Jupiter zum höchsten Gott erhoben, oder die andern, die, weil sie nach
Reichtum, Glück oder nach Lust und guten Tagen trachteten, Herkules, Merkur, Ve-
nus oder andere [zu Göttern] erhoben, die schwangeren Frauen Diana oder Lucin
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und so fort. So machte jedermann den zum Gott, zu dem sein Herz ihn zog. So daß
einen Gott haben eigentlich, auch nach Meinung aller Heiden, heißt, ihm trauen und
glauben, aber der Fehler ist, daß ihr Trauen falsch und unrecht ist. Denn es ist nicht
auf den einzigen Gott gerichtet, außer welchem wahrhaftig kein Gott ist, weder im
Himmel noch auf Erden. Darum machen die Heiden eigentlich ihren eigenen erdach-
ten Dünkel und Traum von Gott zum Abgott und verlassen sich auf rein nichts. So ist
es um alle Abgötterei bestellt. Denn sie besteht nicht allein darin, daß man ein Bild
aufrichtet und anbetet, sondern vornehmlich im Herzen, das anderswohin gafft, Hilfe
und Trost bei den Geschöpfen sucht, Heiligen oder Teufeln, und sich mit Gott nicht
befaßt, ihm auch nicht soviel Gutes zutraut, daß er helfen wolle. Es glaubt auch nicht,
daß von Gott kommt, was ihm Gutes widerfährt.
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Darüber hinaus ist es auch ein falscher Gottesdienst und die äußerste Abgötterei, wie
wir es bisher getrieben haben und es noch in der Welt regiert, worauf auch alle geist-
lichen Stände gegründet sind. Das betrifft allein das Gewissen, das Hilfe, Trost und
Seligkeit in eigenen Werken sucht, vermessen danach trachtet, Gott den Himmel ab-
zuzwingen, und ihm vorrechnet, wieviel es gestiftet, gefastet, Messe gehalten hat usw.
Es verläßt sich und pocht darauf so, als wolle es nichts von ihm geschenkt nehmen,
sondern alles selbst erwerben oder durch überschüssige Werke anderer verdienen,
gerade so, als müßte er uns zu Dienst stehen und unser Schuldner, wir aber seine
Lehnsherren sein. Was ist das anders, als aus Gott einen Götzen, ja einen Apfelgot
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gemacht und sich selbst für Gott gehalten und erklärt zu haben? Aber das ist etwas zu
scharf gefolgert und nicht geeignet für die jungen Schüler.
44 Beiname der Diana.
45 Entstellt aus Aftergott? Der Apfelbischof war z. B. in Berlin eine Fastnachtsfigur.
1...,329,330,331,332,333,334,335,336,337,338 340,341,342,343,344,345,346,347,348,349,...549
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