Der Große Katechismus
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Darum nehme es sich ein jeder ernstlich zu Herzen, damit man nicht meine, das habe
ein Mensch geredet. Denn es bringt dir entweder ewigen Segen, Glück und Seligkeit
oder ewigen Zorn, Unglück und Herzleid. Was willst du mehr haben oder begehren,
als daß er dir so freundlich verheißt, er wolle dein sein mit allem Guten, dich schüt-
zen und dir helfen in allen Nöten? Es fehlt aber leider daran, daß die Welt nicht eines
davon glaubt oder für Gottes Wort hält, weil sie sieht, daß die, die Gott und nicht dem
Mammon trauen, Kummer und Not leiden, und der Teufel sich ihnen widersetzt und
sich gegen sie wehrt, so daß sie kein Geld, Gunst oder Ehre haben und selbst das Le-
ben kaum behalten. Andererseits haben die, die dem Mammon dienen, Gewalt, Gunst,
Ehre und Gut und alle Sicherheit vor der Welt. Deswegen muß man solche Worte
begreifen als gerade gegen solchen Schein gerichtet, und wissen, daß sie weder lügen
noch betrügen, sondern wahr werden müssen.
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Denke du selbst zurück oder frage dich und sage mir: Die alle ihre Sorge und ihren
Fleiß darauf gerichtet haben, daß sie großes Gut und Geld zusammen scharren, was
haben sie schließlich erreicht? Du wirst finden, daß sie Mühe und Arbeit verloren
haben oder, wenn sie auch große Schätze angehäuft haben, sie doch zerstoben und
zerflogen sind, so daß sie ihres Gutes nie froh geworden sind und es später nicht an
die dritten Erben weitergereicht haben. Exempel wirst du genug finden in allen Hi-
storien, auch von alten, erfahrenen Leuten, sieh sie nur an und achte darauf. Saul war
ein großer König, von Gott erwählt und ein frommer Mann. Aber als er fest im Amte
saß und sein Herz sinken ließ, sich an seine Krone und Gewalt hängte, mußte er un-
tergehen mit allem, was er hatte, so daß auch von seinen Kindern keines übrigblieb.
Andererseits war David ein armer verachteter Mann, verjagt und gescheucht, so daß
er seines Lebens nirgends sicher war, doch mußte er vor dem Saul bleiben und König
werden. Denn diese Worte mußten bleiben und wahr werden, weil Gott nicht lügen
noch betrügen kann. Überlasse es dem Teufel und der Welt mit ihrem Schein, der
wohl eine Zeitlang währt, aber schließlich nichts ist, dich zu betrügen.
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Darum lasset uns das erste Gebot gut lernen, damit wir sehen, wie Gott weder Ver-
messenheit noch Vertrauen auf irgendein anderes Ding dulden will und nicht Höhe-
res von uns fordert als eine herzliche Zuversicht alles Guten. Daß wir also richtig und
geradeaus gehen und alle guten Dinge, die Gott gibt, nicht anders gebrauchen, als ein
Schuster seine Nadel, seine Ahle und Draht braucht zur Arbeit und danach weglegt,
oder wie ein Gast der Herberge Futter und Lager gebraucht allein zur zeitlichen Not-
durft, ein jeder in seinem Stand nach Gottes Ordnung, aber keines davon seinen Herr
oder Abgott sein läßt. Das soll genug sein vom ersten Gebot, was wir mit Worten
haben ausführlich erklären müssen, weil es darauf am allermeisten ankommt. Denn
(wie vorhin gesagt) wo das Herz gut mit Gott dran ist und dieses Gebot gehalten wird,
folgt die Erfüllung der andern von selbst.