Die Bekenntnisschriften - page 343

Der Große Katechismus
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Das zweite Gebot
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht unnütz gebrauchen.
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So wie das erste Gebot das Herz unterwiesen und den Glauben gelehrt hat, so führt
uns dieses Gebot heraus und richtet den Mund und die Zunge auf Gott hin. Denn das
erste, was aus dem Herzen herausbricht und sich zeigt, sind die Worte. Wie ich nun
oben gelehrt habe zu antworten, was es heißt, einen Gott zu haben, also mußt du auch
lernen, den Sinn dieses und aller Gebote einfach zu erfassen und auf dich anzuwen-
den. Wenn man nun fragt: „Wie verstehst du das zweite Gebot, oder was heißt, Got-
tes Namen unnötig benutzen oder mißbrauchen?“, antworte aufs kürzeste so: „Das
heißt Gottes Namen mißbrauchen, wenn man Gott den HERRN nennt, auf welche
Weise auch immer, beim Lügen oder bei allerlei Untugend.“ Darum wird nichts an-
deres geboten, als Gottes Namen nicht zu Unrecht zu vereinnahmen oder in den
Mund zu nehmen, wenn das Herz es sicher weiß oder wissen sollte, daß es anders ist,
wie zum Beispiel bei denen, die vor Gericht schwören und dabei der eine wider den
anderen lügt. Denn Gottes Namen kann man nicht mehr mißbrauchen, als wenn man
damit lügt und betrügt. Laß das den deutlichen und kinderleichten Sinn dieses Gebo-
tes sein.
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Diesem folgend kann nun jedermann selbst wohl ausrechnen, wann und wie auf man-
cherlei Weise Gottes Name mißbraucht wird, wenn es auch unmöglich ist, alle Miß-
bräuche aufzuzählen. Doch um es kurz durchzusprechen, geschieht aller Mißbrauch
göttlichen Namens zuerst in weltlichem Handeln und Sachen, die Geld, Gut und Ehre
betreffen, sei es öffentlich vor Gericht, auf dem Markt oder sonst, wo man schwört
und falsche Eide leistet auf Gottes Namen oder die Sache bei seiner Seele beschwört.
Und besonders ist solches überaus gängig in Ehesachen, wo zwei hingehen, sich
heimlich verloben und das danach mit einem Eid verleugnen. Allermeistens aber er-
folgt der Mißbrauch in geistlichen Sachen, die das Gewissen betreffen, wenn falsche
Prediger aufstehen und ihren Lügentand als Gottes Wort ausgeben. Sieh, das bedeu-
tet, sich immer mit Gottes Namen schmücken und schön sein und recht haben zu wol-
len, egal ob in groben Streitigkeiten in der Welt oder in hohen, fein gebildeten Sachen
des Glaubens und der Lehre. Und unter die Lügner gehören auch die Lästermäuler,
nicht alleine die ganz unverschämten, jedermann wohl bekannt, die da ohne Scheu
Gottes Namen schänden (welche nicht in unsere Schule, sondern in die des Henkers
gehören), sondern auch die, die die Wahrheit und Gottes Wort öffentlich lästern und
dem Teufel überlassen. Es ist nicht nötig, davon mehr zu sagen.
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Hier laßt uns nun lernen und uns zu Herzen nehmen, wieviel mit diesem Gebot auf
dem Spiel steht, damit wir uns mit allem Fleiß hüten und scheuen vor allem Miß-
brauch des heiligen Namens. Das ist die höchste Sünde, die äußerlich geschehen
kann. Denn lügen und betrügen ist schon selbst eine große Sünde, wird aber viel
schwerer, wenn man sie noch rechtfertigen will und, um sie zu bestätigen, Gottes
Namen heranzieht und zum Schanddeckel macht. So wird aus einer Lüge eine zwei-
fache, ja vielfache Lüge.
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