Bekenntnis des Glaubens
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16. Wir glauben, daß Gott, indem er seinen Sohn sandte, seine unermeßliche Liebe
und Güte gegen uns hat erzeigen wollen, indem er ihn in den Tod gab (Joh 3, 16;
15, 13) und ihn auferweckte, um alle Gerechtigkeit zu erfüllen und um uns das himm-
lische Leben zu erwerben (2. Kor 1, 9 f.).
17. Wir glauben, daß wir durch das einmalige Opfer, das der Herr Jesus am Kreuz
dargebracht hat (Hebr 5, 7–9; 1. Petr 2, 24; Hebr 9, 14), mit Gott versöhnt sind, so daß
wir vor ihm für gerecht gehalten und angesehen werden, weil wir ihm doch nicht an-
genehm sein können noch seiner Kindschaft teilhaftig sind, es sei denn, daß er uns
unsere Sünden vergibt und sie begräbt. So bezeugen wir, daß Jesus Christus unsere
gänzliche und vollkommene Reinigung ist, daß wir in seinem Tod völlige Genugtuung
haben, um entledigt zu werden von unseren Missetaten und Ungerechtigkeiten, deren
wir schuldig sind, und daß wir nur durch dieses Mittel frei werden können.
18. Wir glauben, daß unsere ganze Gerechtigkeit begründet ist in der Vergebung unse-
rer Sünden, wie denn auch dies unsere einzige Seligkeit ist, wie David sagt (Ps 32, 1).
Deshalb verwerfen wir alle anderen Mittel, womit wir uns vor Gott rechtfertigen könn-
ten, und, ohne uns Tugenden und Verdienste anzumaßen, halten wir uns einfältig an
den Gehorsam Jesu Christi, der uns zugerechnet wird, sowohl um alle unsere Fehler zu
bedecken, als auch um uns Gnade und Huld finden zu lassen vor Gott (Joh 17, 23;
1. Tim 2, 5; 1. Joh 2, 1 f.; Röm 1, 16). Und in der Tat glauben wir, daß, wenn wir von
diesem Grund weichen, so wenig es auch sei, wir nirgends sonst Ruhe finden könnten
(Apg 4, 12), sondern immer von Unruhe umgetrieben sein würden, so daß wir niemals
Frieden hätten mit Gott, bis wir ganz gewiß wären, geliebt zu sein in Jesus Christus,
obwohl wir an uns selbst gehaßt zu sein würdig sind.
19. Wir glauben, daß wir durch dieses Mittel Freiheit und Vorrecht haben, Gott anzu-
rufen mit dem vollen Vertrauen, daß er sich als unser Vater erzeigen werde (Röm 5, 1 f.;
8, 15). Denn wir hätten keinen Zugang zum Vater, wenn wir nicht an ihn gewiesen
wären durch diesen Mittler. Und um erhört zu werden in seinem Namen, ziemt es sich,
unser Leben zu führen ihm gemäß als unserem Haupt.
20. Wir glauben, daß wir dieser Gerechtigkeit teilhaftig sind allein durch den Glauben
(Röm 3, 22.26–28; Gal 2, 16.20; 3, 24; Joh 3, 15; Mt 17, 20), wie er sagt, daß er gelit-
ten hat, uns das Heil zu erwerben, auf daß, wer an ihn glaubt, nicht verlorengehe
(Joh 3, 16); und daß dies geschieht, sofern die Verheißungen des Lebens, die uns in
ihm gegeben sind, zu unserem Gebrauch angeeignet sind. Und wir spüren die Wir-
kung, wenn wir sie annehmen, nicht zweifelnd, daß wir in nichts von dem, dessen wir
durch den Mund Gott versichert sind, getäuscht sein werden. So hängt denn die Ge-
rechtigkeit, die wir durch Glauben erlangen, ab von den unverdienten Verheißungen,
durch die Gott uns erklärt und bezeugt, daß er uns liebt (Röm 1, 17; 3, 24 f.28.30).
21. Wir glauben, daß wir im Glauben erleuchtet werden durch die geheimnisvolle
Gnade des Heiligen Geistes, dergestalt, daß das eine unverdiente und besondere Gabe
ist (Eph 2, 8; 1. Thess 1, 5), die Gott austeilt denjenigen, bei denen es ihm gut dünkt,
so daß die Gläubigen keine Ursache haben, sich zu rühmen, sondern nur doppelt ver-
pflichtet sind dafür, daß sie anderen vorgezogen sind; ebenso daß der Glaube den