Die Bekenntnisschriften - page 471

Bekenntnis des Glaubens
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25. Da wir aber Jesu Christi nur durch das Evangelium teilhaftig werden (Röm 1, 16 f.;
10, 17), so glauben wir, daß die Ordnung der Kirche, die in seiner Autorität aufgerich-
tet ist (Mt 18, 20; Eph 1, 22 f.), heilig und unverletzlich sein muß und deshalb die
Kirche nicht bestehen kann, wo es nicht Hirten [Pastoren] gibt, die das Amt des Leh-
rens innehaben, die man ehren und mit Ehrerbietung hören soll, wenn sie rechtmäßig
berufen sind und ihre Pflicht treulich erfüllen (Mt 10, 40; Joh 13, 20); nicht, daß Gott
an solche Hilfen oder untergeordnete Mittel gebunden wäre, sondern weil es ihm ge-
fällt, uns unter solchem Zügel zu halten (Röm 10, 14–17). Daher verabscheuen wir
alle Schwärme
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, die, soviel an ihnen ist, das Amt der Predigt des Wortes und der
Sakramente zunichte machen möchten.
26. Wir glauben daher, daß sich niemand zurückziehen und auf sich selbst be-
schränken darf, sondern daß alle miteinander die Einheit der Kirche bewahren müssen
(Ps 5, 8.22 f.; 42, 5), indem sie sich der allgemeinen Belehrung und dem Joche Jesu
Christi unterwerfen, und das, an welchem Ort es auch sei, wo Gott eine wahre Ord-
nung der Kirche aufgerichtet hat, auch wenn die Obrigkeiten und ihre Vorschriften
dagegen wären (Apg 4, 19 f.), und daß alle, die sich dem nicht fügen oder sich abson-
dern, dem Befehl Gottes zuwiderhandeln (Hebr 10, 25).
27. Dennoch glauben wir, daß man sorgfältig und mit Klugheit unterscheiden muß,
welches die wahre Kirche ist (Jer 7, 4.8.11 f.; Mt 3, 9; 7, 22), weil man allzusehr
Mißbrauch treibt mit dieser Bezeichnung. Wir sagen also dem Worte Gottes gemäß,
daß sie die Gemeinschaft der Gläubigen ist, die übereinkommen, diesem Worte zu
folgen und der reinen Religion, die davon abhängt, und die darin fortschreiten alle Zeit
ihres Lebens, wachsend und sich bestärkend in der Furcht Gottes, weil sie es nötig
haben, vorwärts zu kommen und immer weiter voranzuschreiten (Eph 2, 20; 4, 11 f.),
obwohl sie, so sehr sie sich anstrengen, unablässig ihre Zuflucht nehmen müssen zur
Vergebung ihrer Sünden (Röm 3, 23). Gleichwohl leugnen wir keineswegs, daß es
unter den Gläubigen Heuchler und Verworfene gibt, deren Bosheit aber den Namen
„Kirche“ nicht zunichte machen kann (Mt 13; 2. Tim 2, 18–20).
28. In diesem Glauben bezeugen wir, daß, wo das Wort Gottes nicht angenommen ist
und man keine Anstalt macht, sich diesem zu unterwerfen, und wo es keinen Gebrauch
der Sakramente im eigentlichen Sinne gibt, man nicht sagen kann, daß es da irgendei-
ne Kirche gibt (Mt 10, 14 f.; Joh 10). Deshalb verdammen wir, weil die reine Wahr-
heit Gottes dort verbannt ist, die Versammlungen des Papsttums, in denen die Sakra-
mente verdorben, verunstaltet, verfälscht oder gänzlich zunichte gemacht sind und in
denen aller Aberglauben und Götzendienste im Schwange sind. Wir halten also dafür,
daß alle, die sich in solche Handlungen einlassen und daran teilnehmen, sich vom
Leibe Jesu Christi trennen und abschneiden (2. Kor 6, 14–16). Weil jedoch noch eine
geringe Spur von Kirche im Papsttum übriggeblieben ist und sogar das Wesen der
Taufe dort verblieben ist, indem die Wirksamkeit der Taufe nicht abhängt von dem,
der sie erteilt (Mt 3, 11; 28, 19; Apg 15), so bekennen wir, daß diejenigen, die dort
8 Die in abwertender Beurteilung so genannten „Schwärmer“ schrieben dem Geist eine über die Wortverkündigung
und die Sakramentsausteilung hinausgehende und davon unabhängige Wirkung zu.
1...,461,462,463,464,465,466,467,468,469,470 472,473,474,475,476,477,478,479,480,481,...549
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