Bekenntnis des Glaubens
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Auserwählten nicht allein für einmal gegeben wird, um sie auf den guten Weg zu
führen, sondern um sie auch darauf verbleiben zu lassen bis zum Ende (1. Kor 1, 8 f.).
Denn wie es an Gott ist, den Anfang zu geben, so ist an ihm auch das Vollenden
(Phil 2, 12 f.16).
22. Wir glauben, daß wir durch diesen Glauben wiedergeboren sind in Erneuerung des
Lebens, da wir von Natur der Sünde unterworfen sind (Röm 6, 7; Kol 2, 13; 3, 10;
1. Petr 1, 3). Nun aber empfangen wir durch den Glauben die Gnade, heilig und in der
Furcht Gottes zu leben, indem wir die Verheißung annehmen, die uns durch das Evange-
lium gegeben ist, nämlich daß Gott uns seinen Heiligen Geist geben werde. So läßt der
Glaube den Eifer zu gutem und heiligem Leben nicht nur nicht erkalten (Jak 2, 17), son-
dern erzeugt und erweckt ihn in uns, indem er notwendigerweise die guten Werke
hervorbringt (Gal 5, 6.22; 5. Mose 30, 6). Obwohl übrigens Gott, um unser Heil zu
vollenden, uns wiedergebiert (Jak 3, 5), indem er uns zum Tun des Guten erneuert, so
bekennen wir doch, daß die guten Werke, die wir unter der Leitung des Heiligen Gei-
stes tun, nicht in Rechnung kommen, uns zu rechtfertigen (Lk 17, 10; Ps 6, 2) oder zu
verdienen, daß Gott uns für seine Kinder hält, weil wir stets in Zweifel und Unruhe
hin und her schwanken würden, wenn unser Gewissen sich nicht stützt auf die Genug-
tuung, durch die Jesus Christus uns erlöst hat.
23. Wir glauben, daß alle Vorbilder des Gesetzes ihr Ende gefunden haben durch die
Ankunft Jesu Christi (Röm 10, 4; Gal 3; 4; Kol 2, 17). Aber obwohl die Zeremonien
nicht mehr im Gebrauch sind, so ist uns nichtsdestoweniger das Wesen und die Wahr-
heit verblieben in der Person dessen, in dem alle Erfüllung liegt. Überdies müssen wir
uns das Gesetz und die Propheten zunutze machen, sowohl um unser Leben zu regeln,
als auch um mit den Verheißungen des Evangeliums in Einklang zu sein (2. Tim 3, 16;
2. Petr 1, 19; 3, 2).
24. Wir glauben, weil Jesus Christus uns zum alleinigen Fürsprecher gegeben ist und
er uns gebietet, uns ausschließlich in seinem Namen an seinen Vater zu wenden, und
es uns sogar nicht einmal erlaubt ist zu beten, außer in Befolgung der Form, die Gott
uns durch sein Wort vorgeschrieben hat (Mt 6, 9; Lk 11, 2), daß alles, was die Men-
schen sich ausgedacht haben von der Fürbitte der verstorbenen Heiligen, nichts ande-
res als Mißbrauch und Betrug des Satans ist, um die Menschen von der Form des rech-
ten Betens abzubringen (Apg 10, 25 f.; 14, 14). Wir verwerfen auch alle anderen Mit-
tel, die die Menschen zu besitzen wähnen, um sich mit Gott zu versöhnen, als solche,
die dem Opfer von Tod und Leiden Jesu Christi zuwiderlaufen. Endlich halten wir das
Fegfeuer für eine Einbildung, hervorgegangen aus demselben Kramladen, aus dem
auch zum Vorschein gekommen sind die Ordensgelübde, Wallfahrten, Verbote der
Ehe und des Fleischgenusses (Mt 15, 11; Apg 10, 14 f.; Röm 14), die zeremonielle
Beobachtung von Feiertagen (Gal 4, 9), die Ohrenbeichte, die Ablässe und alle ande-
ren derartigen Dinge, durch die man Gnade und Heil zu verdienen meint. Diese Dinge
verwerfen wir nicht allein wegen der falschen Meinung von Verdienstlichkeit, die
damit verbunden ist, sondern auch weil dies menschliche Erfindungen sind, die den
Gewissen ein Joch auflegen.