Bekenntnis des Glaubens
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5. Wir glauben, daß das in diesen Büchern enthaltene Wort von Gott ausgegangen ist
(2. Tim 3, 16; Joh 3, 31), von dem allein es seine Autorität empfängt, und nicht von
Menschen. Und weil es die Richtschnur der gesamten Wahrheit ist und alles enthält,
was zum Dienste Gottes und unserem Heil notwendig ist (Joh 15, 11), ist es Menschen
nicht erlaubt, ja nicht einmal den Engeln, etwas hinzuzufügen, abzutrennen oder zu
verändern. Daraus folgt, daß weder das Alter noch die Gewohnheiten, noch die Menge,
noch die Menschenweisheit, noch die Urteile, noch die Bestimmungen, noch die Erlasse,
noch die Beschlüsse, noch die Konzilien, noch die Visionen, noch die Wunder dieser
Heiligen Schrift entgegengesetzt werden dürfen, sondern daß im Gegenteil alles nach ihr
geprüft, geordnet und verbessert werden muß (5. Mose 12, 32; Mt 15, 9; Apg 5, 28 f.;
1. Kor 12, 4 f.). Und demzufolge nehmen wir die drei Glaubensbekenntnisse an, näm-
lich das apostolische, das nizänische und das athanasianische, weil sie dem Worte
Gottes gemäß sind.
6. Die Heilige Schrift zeigt uns an, daß in dem einzigen und einfachen göttlichen We-
sen (5. Mose 4, 12.35), das wir bekannt haben, drei Personen sind, der Vater, der Sohn
und der Heilige Geist (Mt 28, 19): der Vater, die erste Ursache, der Anfang und Ur-
sprung aller Dinge (Joh 5, 17.19); der Sohn, sein ewiges Wort und seine ewige Weis-
heit (Joh 1, 1; 17, 5); der Heilige Geist, seine Kraft, Macht und Wirksamkeit (Apg
17, 25); der Sohn von Ewigkeit her vom Vater gezeugt, der Heilige Geist von Ewig-
keit her ausgehend von beiden; die drei Personen nicht vermischt, sondern unterschie-
den, jedoch nicht getrennt, sondern von ein und derselben Wesenheit, Ewigkeit, Macht
und Eigenschaft. Und darin erkennen wir an, was von den alten Konzilien festgestellt
ist, und verabscheuen alle Sekten und Häresien, die von den heiligen Lehrern wie
Sankt Hilarius, Sankt Athanasius, Sankt Ambrosius, Sankt Cyrill
verworfen sind.
7. Wir glauben, daß Gott in den drei zusammenwirkenden Personen durch seine unbe-
greifliche Kraft, Weisheit und Güte alle Dinge geschaffen hat (1. Mose 1, 1; Joh 1, 3),
nicht allein den Himmel, die Erde und alles, was darin enthalten ist, sondern auch die
unsichtbaren Geister, von denen die einen gefallen und ins Verderben gestürzt sind
(2. Petr 2, 4), die anderen im Gehorsam beständig sind (Ps 103, 20 f.). Die ersteren,
die sich in Bosheit verderbt haben, sind Feinde alles Guten (Joh 8, 44), demzufolge
der ganzen Kirche. Die letzteren, die durch die Gnade Gottes bewahrt geblieben sind,
sind die Diener zur Verherrlichung des Namens Gottes und zum Dienst am Heil seiner
Erwählten (Hebr 1, 14).
8. Wir glauben, daß er nicht allein alle Dinge geschaffen hat (Ps 104; Spr 16, 4),
sondern daß er sie auch lenkt und regiert, indem er alles, was auf der Welt ge-
schieht, nach seinem Willen einrichtet und ordnet; nicht so, daß er der Urheber des
Bösen sei (1. Joh 2, 16) oder daß ihm die Schuld daran zugemessen werden könne
(Ps 5, 5; Hi 1, 22), da sein Wille die höchste und unfehlbare Richtschnur aller Ge-
rechtigkeit und Billigkeit ist. Aber er hat wunderbare Mittel, sich solcherart der Teufel
und der Bösen zu bedienen, daß er das Böse, das sie tun und dessen sie schuldig sind
(Apg 2, 23 f.27), zum Guten zu wenden weiß. Indem wir so bekennen, daß nichts ge-
5 Hilarius von Poitiers († 367), Athanasius († 373), Ambrosius von Mailand († 397), Cyrill von Alexandrien († 444).