Die Bekenntnisschriften - page 270

Die Schmalkaldischen Artikel
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ebenso: „Damit er allein gerecht sei und den gerecht mache, der an Jesus
glaubt“ (Röm 3, 25).
Von diesem Artikel kann man nicht weichen noch etwas nachgeben, es falle Himmel
und Erde oder was nicht bleiben will; denn es „ist kein anderer Name den Menschen
gegeben, durch den wir selig werden können“, spricht Sankt Petrus Apg 4 (v. 12). „Und
durch seine Wunden sind wir geheilt“, Jes 53 (v. 5).
Und auf diesem Artikel beruht alles, was wir wider den Papst, den Teufel und die
Welt lehren und leben. Darum müssen wir dessen ganz gewiß sein und nicht daran
zweifeln. Sonst ist alles verloren, und der Papst und der Teufel und alles behalten
wider uns den Sieg und recht.
Der zweite Artikel
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Die Messe
muß im Papsttum der größte und schrecklichste Greuel sein, denn sie
streitet direkt und kräftig wider diesen Hauptartikel und ist über und vor allen
päpstlichen Abgöttereien die höchste und schönste gewesen. Denn man meinte, daß
dieses Opfer bzw. Werk der Messe – selbst von einem bösen Schurken gehalten –
den Menschen von den Sündenstrafen im Leben und im Fegfeuer befreie, was doch
allein das Lamm Gottes tun soll und muß, wie oben gesagt ist. Von diesem Artikel
ist auch nicht zu weichen oder etwas nachzulassen; denn der erste Artikel duldet es
nicht.
Und wo etwa vernünftige Papisten wären, könnte man folgendermaßen und auf
freundliche Weise mit ihnen reden: Warum sie doch so fest an der Messe hielten?
1. Sie ist doch eine reine Menschenerfindung, die von Gott nicht geboten ist. Und alle
Menschenerfindungen dürfen wir fallenlassen, wie Christus Mt 15 (v. 9) spricht:
„Sie dienen mir vergeblich mit Menschengeboten.“
2. Sie ist eine nicht notwendige Sache, die man ohne Sünde und Gefahr gut lassen
kann.
3. Man kann das Sakrament viel besser und seligerweise, ja, seligerweise allein
entsprechend der Einsetzung Christi empfangen. Was soll es dann, daß man um
einer nicht notwendigen, erfundenen Sache willen, obgleich man es ohne sie
richtig und seliger haben kann, die Welt in Jammer und Not zwingen will?
Man lasse den Leuten öffentlich predigen, daß die Messe als Menschenspielerei
unterbleiben kann, ohne zu sündigen, und daß niemand verdammt wird, der sie
nicht achtet, sondern daß er gut ohne Messe sicher auf bessere Weise selig werden
kann. Was gilt die Wette, daß die Messe alsdann von allein fallen wird, nicht nur
bei dem tollen Pöbel, sondern auch bei allen frommen, christlichen, vernünftigen
und gottesfürchtigen Herzen? Um wieviel mehr, wenn sie hörten, daß es ein
gefährliches, ohne Gottes Wort und Willen erdichtetes und erfundenes Ding ist.
4. Weil in aller Welt solche unzähligen, unaussprechlichen Mißbräuche mit dem
Kaufen und Verkaufen von Messen entstanden sind, sollte man sie vernünftiger-
weise auch fahrenlassen, allein um diesem Mißbrauch zu wehren, selbst wenn sie
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