Die Bekenntnisschriften - page 269

Die Schmalkaldischen Artikel
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Der erste Teil der Artikel
betrifft den hohen Artikel der göttlichen Majestät:
4
1. Vater, Sohn und Heiliger Geist sind in [dem] einen göttlichen Wesen und [der]
einer göttlichen Natur drei unterschiedliche Personen, ein einziger Gott, der
Himmel und Erde geschaffen hat usw.
2. Der Vater ist von niemandem, der Sohn vom Vater geboren, der Heilige Geist geht
vom Vater und vom Sohn aus.
3. Weder der Vater noch der Heilige Geist sind Mensch geworden, sondern der Sohn.
4. Der Sohn ist so Mensch geworden, daß er durch den Heiligen Geist ohne Zutun
eines Mannes empfangen und von der reinen, heiligen Jungfrau Maria geboren
wurde, danach gelitten hat, gestorben, begraben, zur Hölle gefahren, von den
Toten auferstanden, zum Himmel aufgefahren ist und zur Rechten Gottes sitzt, um
in Zukunft die Lebenden und die Toten zu richten usw., wie das Glaubens-
bekenntnis der Apostel und ebenso des heiligen Athanasiu
s
12
und der allgemeine
Kinderkatechismu
s
13
lehren.
Um diese Artikel gibt es keinen Zank und Streit, weil wir beide Parteien diese beken-
nen
.
14
Darum ist es nicht notwendig, von diesen jetzt weiter zu handeln.
Der zweite Teil der Artikel
betrifft diejenigen, die das Amt und das Werk Jesu Christi
bzw. unsere Erlösung behandeln. Hier ist
der erste und oberste Artikel:
5
Jesus Christus, unser Gott und Herr, ist „um unserer Sünden willen gestorben und um
unserer Gerechtigkeit willen auferstanden“, Röm 4 (v. 25). Er allein ist „das Lamm
Gottes, das der Welt Sünden trägt“, Joh 1 (v. 29). „Gott hat unserer aller Sünden auf
ihn gelegt“, Jes 53 (v. 6), ebenso: „Sie sind alle zusammen Sünder und werden ohne
Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung Jesu Christi in seinem Blut“
usw., Röm 3 (v. 23–25).
Weil dies nun geglaubt werden muß – und durch kein Werk, Gesetz noch Verdienst
sonst erlangt oder ergriffen werden kann –, ist es klar und gewiß, daß allein ein
solcher Glaube uns gerecht macht, wie Röm 3 (v. 28) Sankt Paulus spricht: „Wir halten
dafür, daß der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke durch den Glauben“,
12 Athanasianum; s. o. Altkirchliche Glaubensbekenntnisse.
13 Die Auslegung des „Apostolischen Glaubensbekenntnisses“ im Kleinen Katechismus.
14 Luther hatte zunächst „glauben und bekennen“ geschrieben, strich aber „glauben“ wieder, weil er bezweifelte,
daß diese Artikel in der römischen Kirche recht geglaubt werden.
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