Die Bekenntnisschriften - page 278

Die Schmalkaldischen Artikel
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Die Sünde
Hier müssen wir bekennen, wie Sankt Paulus Röm 5 (v. 12) sagt, daß die Sünde von
dem einen Menschen Adam hergekommen ist, durch dessen Ungehorsam alle
Menschen Sünder geworden sowie dem Tod und dem Teufel unterworfen sind. Dies
heißt die Erbsünde oder Hauptsünde.
Die Folgen dieser Sünde sind die bösen Werke, die in den Zehn Geboten verboten
sind, wie der Unglaube, falscher Glaube, Abgötterei, ohne Gottesfurcht sein, Vermes-
senheit, Verzweiflung, Blindheit, kurzum: Gott nicht kennen oder nicht achten;
sodann: lügen, bei Gottes Namen schwören, nicht beten, Gott nicht anrufen, Gottes
Wort nicht achten, den Eltern ungehorsam sein, morden, unkeusch leben, stehlen,
betrügen usw.
Diese Erbsünde ist eine so ganz tiefe, böse Verderbnis der Natur, daß keine Vernunft
sie erkennt, sondern aus der Heiligen Schrift als Offenbarung geglaubt werden muß,
Ps 51 (v. 7) und Röm 5 (v. 12–21); 2. Mose 33 (v. 20); 1. Mose 3 (v. 6–19). Darum ist
das nichts als Irrtum und Verblendung wider diesen Artikel, was die Scholastiker
gelehrt haben, nämlich:
1. Nach dem Sündenfall Adams seien die natürlichen Kräfte des Menschen ganz und
unverdorben geblieben. Der Mensch habe von Natur eine rechte Vernunft und
einen guten Willen, wie dies die Philosophen lehren.
2. Der Mensch habe einen freien Willen, Gutes zu tun und Böses zu lassen, und
umgekehrt Gutes zu lassen und Böses zu tun.
3. Der Mensch könne aus natürlichen Kräften alle Gebote Gottes tun und halten.
4. Er könne aus natürlichen Kräften Gott über alles und seinen Nächsten wie sich
selbst lieben.
5. Wenn der Mensch tut, was an ihm liegt, gibt ihm Gott gewiß seine Gnade.
6. Wenn er zum Sakrament gehen will, sei nicht der gute Vorsatz notwendig, Gutes
zu tun, sondern es sei genug, daß er nicht den bösen Vorsatz hat, Sünde zu tun; so
sehr gut sei die Natur und so wirkungsvoll das Sakrament.
7. Es sei nicht in der Heiligen Schrift begründet, daß zu einem guten Werk der
Heilige Geist mit seiner Gnade notwendig sei.
Solche und viele gleichartige Artikel sind aus Unverstand und Unwissen über die
Sünde und über Christus, unseren Heiland, entstanden. Sie sind ganz heidnische
Lehren, die wir nicht dulden können. Denn wenn diese Lehre richtig sein sollte, wäre
Christus vergeblich gestorben, weil kein Schaden und keine Sünde im Menschen ist,
für die er sterben mußte; oder er wäre nur für den Leib und nicht auch für die Seele
gestorben, weil die Seele gesund und allein der Leib des Todes ist.
Das Gesetz
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Hier glauben wir, daß das Gesetz von Gott zuerst gegeben worden ist, um durch
Androhung und Schrecken der Strafe und durch Verheißung und Angebot der Gnade
und Wohltat der Sünde zu steuern. Aber das alles ist aufgrund der Bosheit, die die
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