Die Bekenntnisschriften - page 264

Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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wandte und Bürger gegeneinander gekämpft haben. Wenn man die Gründe solcher
Kriege aus den Geschehnissen erforscht, findet man nichts, was der Päpste würdig
wäre, um es maßvoll auszudrücken. – Wieviel Schlimmes liegt darin, daß sie bei der
Weihe von Priestern nicht die geeigneten auswählen! Was ist es mit dem Verkauf von
Priesterämtern? Ferner: Gibt es keine Verfehlungen bei bedenklichen Freistellungen?
Aber diese Fehler könnten irgendwie verziehen werden, wenn sie trotzdem die reine
Lehre in den Kirchen bewahrt hätten. Wie diese aber durch gottlose Meinungen und
Überlieferungen verdorben wurde, belegen die Schriften der Kirchenrechtslehrer, be-
zeugen die Bücher der Theologen voll unheiliger Debatten, die teils für die Frömmig-
keit nutzlos sind, teils auch dem Evangelium widerstreiten. Sodann treiben sie bei der
Auslegung der Schrift ihr Spiel und mischen unter, was immer ihnen beliebt.
Diese Verwirrung der Lehre ist das Hauptärgernis und höchst verderblich. Dar-
über klagt besonders Johannes in der Offenbarung, wenn er die Herrschaft der Päp-
ste beschreibt. [CR 646] Was ist, wenn man zu den abergläubischen Kulten der
Mönche kommt, deren kein Ende ist? Wieviel verderbliche Ärgernisse gibt es dort!
Wie war es mit der Zueignung von Verdiensten, wenn man dem Leichnam eine Kutte
überstreifte, usw.? Ferner: Ist es etwa kein Ärgernis, daß sie gegenwärtig versuch-
ten, die offenkundige Wahrheit des Evangeliums zu unterdrücken? Daß sie auf grau-
same Weise treffliche Männer töten, die fromme Dinge lehren? Daß sie, nachdem die
Dinge erkannt sind, verbieten, den zweifelnden Gewissen zu helfen? Daß sie Könige
zu grausamer Räuberei ermuntern? – [Und] natürlich sollen das keine zu verurtei-
lenden Ärgernisse, sondern echte päpstliche Glanzleistungen sein!
Doch liegt uns hier nicht daran, das Gewicht dieser Dinge noch zusätzlich zu stei-
gern, damit nicht jemand meint, wir hätten Vergnügen an dieser Vergegenwärtigung,
zu der uns die Verfasser der Konfutation wider unseren Willen genötigt haben. Denn
diese Sache darf nicht aufgrund menschlicher Gebräuche oder durch den Zufall, son-
dern sie muß nach dem Worte Gottes entschieden werden. Das sollten doch alle beher-
zigen, die über diese Streitfragen Urteile fällen! Wiederum aber ist hier zu sagen, was
wir schon oft gesagt haben: Uns verlangt sehr nach öffentlicher Eintracht und nach
Frieden, den wenigstens die Christen vor allem untereinander bewahren sollten. Fer-
ner weichen wir in unserer Meinung nur ungern vom sehr rechtschaffenen Kaiser ab,
den wir nicht allein wegen der Würde des Reiches, sondern auch wegen der wahrhaft
heldenhaften Tugenden, mit denen er, wie wir erkannt haben, begabt ist, verehren. Aber
die Gegner dulden es nicht, daß eine Einigung zustande kommt, außer unter der Bedin-
gung, daß wir denen zustimmen, die die Wahrheit des Evangeliums verdammen, die
offenkundig ist und deren die Kirche bedarf. Das können wir nicht tun. Denn „man muß
Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg 5, 29). Deshalb werden die Gegner, die
die Kirchen mit einer neuen und ungewöhnlichen Wut zerstören, Gott Rechenschaft für
die Spaltung ablegen müssen. Und es steht außer Zweifel, daß dieses Wüten eine
gewisse Veränderung der Staatswesen bringen wird. Dies antworten wir für heute auf
die Konfutation. Wir überlassen allen frommen Menschen das Urteil darüber, welche
der beiden Seiten recht hat. Und wir erbieten uns, unsere Meinung über einzelne
Punkte, wenn man dies irgendwo wünschen sollte, ausführlicher darzulegen.
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