Die Bekenntnisschriften - page 274

Die Schmalkaldischen Artikel
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andere Weise dienen und sie für Nothelfer
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halten und allerlei Hilfe ihnen
zuschreiben und jedem eine besondere zuerkennen sollten, wie es die Papisten lehren
und tun. Denn das ist Abgötterei, und diese Ehre kommt Gott allein zu. Denn du
kannst als Christ und Heilige[r] auf Erden für mich nicht nur in einer einzigen,
sondern in allen Nöten bitten. Aber deshalb muß ich dich nicht anbeten, anrufen,
verehren oder zu deiner Ehre fasten, opfern und Messe halten und auf dich meinen
Glauben für die Seligkeit setzen. Ich kann dich auf andere Weise durchaus ehren,
lieben und [für dich] danken in Christus. Wenn nun diese abgöttische Verehrung der
Engel und der toten Heiligen beseitigt wird, wird die andere Verehrung ohne Schaden
sein, ja bald vergessen werden. Denn wenn Nutzen und Hilfe, leibliche und geistliche,
nicht mehr zu erhoffen sind, werden sie die Heiligen im Grab und im Himmel gewiß
unbehelligt lassen. Denn umsonst oder aus Liebe wird ihrer niemand viel gedenken
noch sie achten oder verehren.
Kurzum: Was die Messe ist, was daraus hervorgegangen ist, was daran hängt, das
können wir nicht dulden, und das müssen wir verdammen, damit wir das heilige
Sakrament, das wir entsprechend der Einsetzung Christi durch den Glauben gebrau-
chen und empfangen, rein und gewiß behalten können.
Der dritte Artikel
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Die Stifte und Klöster
, die vorzeiten in der guten Absicht gestiftet wurden, um gelehr-
te Leute und sittsame Frauen zu erziehen, sollen wieder zu diesem Gebrauch be-
stimmt werden, damit man Pfarrer, Prediger und andere Kirchendiener, auch sonst für
das weltliche Regiment in den Städten und Ländern notwendige Personen sowie gut
erzogene Jungfrauen als Hausmütter und Haushälterinnen usw. haben kann.
Wenn sie nicht dazu dienen wollen, ist es besser, daß man sie ungenutzt liegen läßt
oder einreißt, als daß sie aufgrund ihres gotteslästerlichen, von Menschen erfundenen
Gottesdienstes für etwas Besseres als der allgemeine Christenstand und die von Gott
gestifteten Ämter und Stände gehalten werden. Denn das ist auch alles wider den
ersten Hauptartikel von der Erlösung Christi. Hinzu kommt noch, daß sie auch – wie
alle anderen Menschenerfindungen – nicht geboten, nicht notwendig und ohne Nutzen
sind, außerdem bereiten sie gefährliche und vergebliche Mühe, wie die Propheten solche
Gottesdienste „Aven“, das ist „Mühe“, nennen (Sach 10, 2; Hab 1, 3).
24 Wohl im 14. Jahrhundert wurden zunächst in den Diözesen Bamberg und Regensburg folgende Heiligen zu den
14 Nothelfern zusammengestellt: Achatius, Aegidius, Barbara, Blasius von Sebaste, Christophorus, Cyriacus von
Rom, Dionysius von Paris, Erasmus, Eustachius, Georg, Katharina von Alexandria, Margaretha von Antiochia,
Pantaleon, Vitus.
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