Die Bekenntnisschriften - page 285

Die Schmalkaldischen Artikel
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ist doch auch die Wahrheit, wie derselbe Sankt Johannes schreibt: „Wenn wir sagen,
daß wir keine Sünde haben, so lügen wir, und Gottes Wahrheit ist nicht in uns“
(1. Joh 1, 8).
Das Evangelium
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Wir wollen nun wieder zum Evangelium kommen, das nicht nur auf eine Weise Rat
und Hilfe wider die Sünde gibt. Denn Gott ist überschwenglich reich in seiner Gnade:
1.
durch das mündliche Wort, in dem die Vergebung der Sünden in alle Welt
gepredigt wird, was die eigentliche Aufgabe des Evangeliums ist,
2.
durch die Taufe,
3.
durch das heilige Sakrament des Altars,
4.
durch die Schlüsselgewalt und auch durch das wechselseitige Gespräch und die
Tröstung der Brüder, Mt 18 (v. 20): „Wo zwei versammelt sind …“ usw.
Die Taufe
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Die Taufe ist nichts anderes als Gottes Wort im Wasser, die durch seine Einsetzung
befohlen ist, oder – wie Paulus sagt (Eph 5, 26) – „das Wasserbad im Wort“. So sagt
auch Augustinus: „Wenn das Wort zum Element kommt, entsteht das Sakrament.“
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Und darum halten wir es nicht mit Thomas [von Aquino] und den Predigermön-
che
n
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, die das Wort – die Einsetzung Gottes – vergessen und sagen, Gott habe eine
geistliche Kraft in das Wasser gelegt, die die Sünde durch das Wasser abwasche. Wir
halten es auch nicht mit Duns Scotus
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und den Franziskanern, die lehren, daß die
Taufe durch Beistand des göttlichen Willens die Sünde abwasche, so daß diese
Abwaschung allein durch den Willen Gottes geschieht, gar nicht durch das Wort oder
Wasser.
Die Kindertaufe
Wir glauben, daß man die Kinder taufen soll. Denn sie gehören auch zu der verhei-
ßenen Erlösung, die durch Christus geschehen ist (Mt 19,14). Und die Kirche soll sie
ihnen gewähren.
42 Augustinus, Abhandlung zum Johannesevangelium, Kap. 80, 3.
43 Dominikaner, die auf die Lehre des Thomas von Aquin verpflichtet waren.
44 Bedeutender Lehrer aus dem Franziskanerorden (1266–1308).
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