Die Schmalkaldischen Artikel
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Glauben angenehm waren, wie Lukas ihn „gerecht und gottesfürchtig“ nennt (V. 2).
Ohne dieses vorausgehende Wort oder Hören konnte er weder glauben noch gerecht
sein. Aber Sankt Petrus mußte ihm offenbaren, daß der Messias (an den er bis dahin
als zukünftigen geglaubt hatte) nun gekommen sei, damit sein Glaube vom zukünfti-
gen Messias ihn nicht bei den verstockten, ungläubigen Juden gefangen hielte, son-
dern er wüßte, daß er nun durch den gegenwärtigen Messias selig werden mußte und
denselben nicht mit den Juden verleugnen noch verfolgen dürfte usw.
Kurzum: Der Enthusiasmus steckt in Adam und seinen Kindern vom Anfang bis
zum Ende der Welt, von dem alten Drachen ihnen mitgegeben und als Gift einge-
impft. Er ist aller Ketzerei, auch des Papsttums und Mohammeds, Ursprung, Kraft
und Macht. Darum sollen und müssen wir darauf beharren, daß Gott nicht anders mit
uns Menschen handeln will als durch sein äußeres Wort und Sakrament. Alles aber,
was ohne dieses Wort und Sakrament vom Geist gerühmt wird, das ist der Teufel.
Denn Gott wollte auch Mose erst durch den feurigen Busch und das mündliche
Wort erscheinen (2. Mose 3, 2; 4, 1–17). Und kein Prophet, weder Elia noch Elisa,
haben außerhalb oder ohne die Zehn Gebote den Geist erhalten. Und Johannes der
Täufer wurde weder ohne das vorausgehende Wort Gabriels empfangen (Lk 1, 13–20)
noch hüpfte er ohne die Stimme der Maria in seiner Mutter Leib (Lk 1, 41).
Und Sankt Petrus spricht (2. Petr 1, 21): „Die Propheten haben nicht aus mensch-
lichem Willen, sondern aus dem Heiligen Geist geweissagt, jedoch als die heiligen
Menschen Gottes.“ Aber ohne äußerliche Worte waren sie nicht heilig, viel weniger
hätte sie als noch Unheilige der Heilige Geist zu reden getrieben. Denn sie waren hei-
lig, spricht er, als der Heilige Geist durch sie redete.
Der Bann
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Den großen Bann, wie ihn der Papst nennt, halten wir für eine rein weltliche Strafe,
und [er] geht uns Kirchendiener nichts an. Aber der kleine, das heißt der rechte
christliche Bann ist: daß man offenkundige, hartnäckige Sünder nicht zum Sakrament
oder anderer Gemeinschaft der Kirche kommen lassen soll, bis sie sich bessern und
die Sünde meiden. Und die Prediger sollen in diese geistliche Strafe oder [diesen]
Bann nicht die weltliche Strafe mengen.
Die Weihe und Berufung
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Wenn die Bischöfe rechte Bischöfe sein und sich der Kirche und des Evangeliums
annehmen wollten, so könnte man um der Liebe und der Einigkeit willen, jedoch
nicht aus Notwendigkeit, einräumen, daß sie uns und unsere Prediger ordinierten und
konfirmierten, jedoch unter Absehung von allem Schwindel und Scheinwerk
unchristlichen Treibens und Zeremoniells. Da sie nun aber keine rechten Bischöfe
sind oder auch nicht sein wollen, sondern weltliche Herren und Fürsten, die weder
predigen noch lehren, noch taufen, noch kommunizieren, noch irgendein Werk oder