Die Schmalkaldischen Artikel
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Amt der Kirche treiben wollen, dazu diejenigen, die dieses Amt ausüben, verfolgen
und verdammen, muß doch um ihretwillen die Kirche nicht ohne Diener bleiben.
Darum wollen und sollen wir, wie die alten Vorbilder der Kirche und der Väter uns
lehren, selbst tüchtige Personen zu diesem Amt ordinieren. Das haben sie uns nicht zu
verbieten oder zu wehren, auch nach ihrem eigenen Recht nicht. Denn ihre Rechte
besagen, daß auch diejenigen, die von den Ketzern ordiniert sind, als ordiniert gelten
und es bleiben sollen. So wie Sankt Hieronymu
von der Kirche zu Alexandrien
schreibt, daß sie zuerst ohne Bischöfe durch die Priester und Prediger insgesamt regiert
worden ist.
Die Priesterehe
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Daß sie die Ehe verboten und den göttlichen Stand der Priester mit ewiger Keuschheit
beschwert haben, dazu haben sie weder Befugnis noch Recht gehabt. Sie haben
vielmehr als antichristliche, tyrannische, heillose Buben gehandelt und dadurch zu
allerlei schrecklichen, grauenerregenden, unzähligen Sünden der Unkeuschheit
Ursache gegeben, in denen sie noch stecken.
Sowenig nun uns oder ihnen Macht gegeben ist, aus einem Mann eine Frau oder aus
einer Frau einen Mann zu machen oder den Unterschied der Geschlechter aufzuheben,
sowenig haben sie auch die Macht gehabt, diese Schöpfung Gottes zu scheiden oder
zu verbieten, so daß sie nicht ehrlich und ehelich beieinander wohnen durften. Darum
wollen wir in ihren widerwärtigen Zölibat nicht einwilligen, es auch nicht dulden,
sondern die Ehe frei haben, wie sie Gott geordnet und gestiftet hat. Wir wollen sein
Werk nicht zerreißen noch hindern, denn Sankt Paulus sagt, das sei „eine teuflische
Lehre“ (1. Tim 4, 1).
Die Kirche
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Wir gestehen ihnen nicht zu, daß sie die Kirche sind, und sie sind es auch nicht. Wir
wollen auch nicht hören, was sie unter dem Namen der Kirche gebieten oder
verbieten. Denn es weiß gottlob ein Kind von sieben Jahren, was die Kirche ist,
nämlich die heiligen Gläubigen und „die Schäflein, die ihres Hirten Stimme hören“
(Joh 10, 3). Denn so beten die Kinder: „Ich glaube eine heilige, christliche Kirche.“
Diese Heiligkeit besteht nicht in Chorhemden, Tonsuren, langen Gewändern und
ihren anderen Zeremonien, die von ihnen über die Heilige Schrift hinaus erdichtet
wurden, sondern im Wort Gottes und im rechten Glauben.
49 S. o. Nr. 12, Anm. 28.