Die Schmalkaldischen Artikel
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Das Sakrament des Altars
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Wir glauben, daß Brot und Wein im Abendmahl der wahrhaftige Leib und das wahr-
haftige Blut Christi sind und nicht nur den guten Christen gereicht und nur von ihnen
empfangen werden, sondern auch von den bösen Christen.
Man soll es nicht nur unter einer Gestalt geben. Wir bedürfen der hohen Wissen-
schaft nicht, die uns lehren will, daß unter einer Gestalt soviel ist wie unter beider,
wie uns die Sophisten und das Konzil zu Konstan
lehren. Denn auch wenn es wahr
wäre, daß es unter einer soviel ist wie unter beiden, so ist doch die eine Gestalt nicht
die ganze Ordnung und Einsetzung, die Christus gestiftet und befohlen hat. Und be-
sonders verdammen und verfluchen wir in Gottes Namen diejenigen, die nicht nur
beide Gestalten unterlassen, sondern sie auch ganz selbstherrlich verbieten, verdam-
men, als Ketzerei lästern und sich damit gegen und über Christus, unsern Herrn und
Gott, stellen usw.
In Bezug auf die Transsubstantiation halten wir von der spitzfindigen Sophisterei
gar nichts, mit der sie lehren, daß Brot und Wein ihr natürliches Wesen verlassen oder
verlieren und es bleibe nur die Form und die Farbe des Brotes und nicht richtiges
Brot. Denn es stimmt mit der Heiligen Schrift aufs beste überein, daß das Brot da ist
und bleibt, wie es Sankt Paulus selbst sagt (1. Kor 10, 16): „Das Brot, das wir
brechen“, und ebenso (1. Kor 11, 28): „So esse er von dem Brot.“
Die Schlüssel
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Die Schlüssel sind ein Amt und eine Vollmacht, die der Kirche von Christus gegeben
worden ist, die Sünden zu behalten oder von ihnen freizusprechen (Mt 16, 19; 18, 18);
nicht nur die groben und wohlbekannten Sünden, sondern auch die subtilen und
verborgenen, die Gott allein erkennt. So steht geschrieben (Ps 19, 13): „Wer merkt,
wieviel er in die Irre geht?“ Und Paulus klagt Röm 7 (v. 23) selbst, daß er mit dem
Fleisch dem „Gesetz der Sünde“ diene. Denn es steht nicht in unserer Macht, sondern
bei Gott allein zu beurteilen, welche, wie groß und wieviel der Sünden sind, wie
geschrieben steht (Ps 143, 2): „Gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht, denn vor dir
ist kein lebender Mensch gerecht.“ Und Paulus sagt auch 1. Kor 4 (v. 4): „Ich bin mir
wohl nichts bewußt, aber darum bin ich nicht gerechtfertigt.“
Die Beichte
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Weil die Freisprechung oder die Kraft der Schlüssel auch eine Hilfe und ein Trost
wider die Sünden und das böse Gewissen sind, die im Evangelium durch Christus
gestiftet sind, soll man die Beichte oder die Freisprechung beileibe nicht in der Kirche
45 Konzilsdekret vom 15. Juni 1415.