Die Bekenntnisschriften - page 348

Der Große Katechismus
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Arbeit tut oder einen Kranz aufsetzt und seine besten Kleider anzieht, sondern (wie
gesagt) dadurch, daß man Gottes Wort bedenkt und sich darin übt.
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Wahrlich, wir Christen sollen immer solch einen Feiertag halten, nur heilige Dinge
tun, das heißt täglich mit Gottes Wort beschäftigen, es im Herzen und im Mund mit
uns tragen. Aber weil wir (wie gesagt) nicht alle Zeit und Muße haben, müssen wir in
der Woche einige Stunden für die Jugend oder wenigstens einen Tag für das ganze
Volk dazu benutzen, daß man sich allein damit beschäftige und eben die Zehn Gebo-
te, das Glaubensbekenntnis und Vaterunser behandle und so unser ganzes Leben und
Wesen nach Gottes Wort ausrichten. Wo die Zeit so erfüllt und geprägt ist, da wird
ein rechter Feiertag gehalten, wo nicht, da soll man es nicht Christenfeiertag nennen.
Denn feiern und müßig gehen können die Nichtchristen auch, wie auch der ganze
Schwarm unserer Geistlichen täglich in der Kirche steht, singt und klingt, aber keinen
Feiertag heiligt, weil sie nicht Gottes Wort predigen oder üben, sondern ganz dage-
gen lehren und leben.
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Denn das Wort Gottes ist das Heiligtum über allen Heiligtümern, ja das einzige, das
wir Christen kennen und haben. Denn wenn wir auch alle Gebeine der Heiligen oder
heilige und geweihte Kleider auf einem Haufen hätten, so wäre uns doch nichts damit
geholfen, denn es sind alles tote Dinge, die niemanden heiligen können. Aber Gottes
Wort ist der Schatz, der alle Dinge heilig macht, wodurch auch die Heiligen selbst
alle geheiligt worden sind. Zu welcher Stunde man nun Gottes Wort behandelt, pre-
digt, hört, liest oder bedenkt: Da wird Person, Werk und Tag geheiligt, nicht wegen
des äußerlichen Werkes, sondern um des Wortes willen, das uns alle zu Heiligen
macht. Deshalb sage ich allezeit, daß all unser Leben und Werk in dem Wort Gottes
gehen müssen, wenn sie Gott wohlgefällig oder heilig heißen sollen. Wo das ge-
schieht, bewegt sich dieses Gebot in seiner Kraft und Erfüllung. Ebenso ist das, was
an Wesen und Werk außerhalb von Gottes Wort geschieht, vor Gott unheilig. Es mag
scheinen und glänzen, wie es will, auch wenn man es mit lauter Reliquien behängen
würde wie die geistlichen Stände
,
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die reine Erfindung sind, Gottes Wort nicht ken-
nen und in ihren Werken Heiligkeit suchen.
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Darum erkenne, daß die Kraft und Macht dieses Gebots nicht im Feiern besteht, son-
dern im Heiligen, damit dieser Tag eine besondere Einübung ins Heilige enthält.
Denn andere Arbeit und Geschäfte nennt man eigentlich nicht heilige Übung, außer
der Mensch wäre vorher schon heilig. Hier aber muß ein solches Werk geschehen,
durch das ein Mensch selbst heilig wird, was alleine (wie gehört) durch Gottes Wort
geschieht. Dazu sind eingesetzt und bestimmt Ort, Zeit, Personen und der ganze äu-
ßerliche Gottesdienst, damit dies auch öffentlich zu Stand und Wesen kommt.
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Weil nun soviel an Gottes Wort liegt, so daß ohne es kein Feiertag geheiligt wird,
sollen wir wissen, daß Gott dieses Gebot streng beachtet haben will und alle straft, die
sein Wort verachten, weder hören noch lernen wollen, vor allem während der Zeit,
die dazu bestimmt ist. Darum sündigen gegen dieses Gebot nicht allein die, die den
53 Mönchtum und hierarchische Würden.
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