Die Bekenntnisschriften - page 357

Der Große Katechismus
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rechtschaffenen Prediger ernähren, wo wir vorher zehn Mastbäuche gefüllt haben.
Damit wir auch verdienen, daß uns Gott sein Wort und seinen Segen raubt und wie-
derum Lügenprediger aufstehen läßt, die uns zum Teufel führen und darüber hinaus
uns Schweiß und Blut aussaugen.
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Die sich aber Gottes Willen und Gebot vor Augen halten, haben die Verheißung, daß
ihnen reichlich vergolten werden soll, was sie an leibliche und geistliche Väter geben
und ihnen zu Ehren tun: Nicht nur, daß sie für ein oder zwei Jahre Brot, Kleider und
Geld haben sollen, sondern langes Leben, Nahrung und Frieden und sollen ewig reich
und selig sein. Darum tu nur, was du schuldig bist, und laß Gott dafür sorgen, wie er
dich ernährt und dir genug verschaffe. Hat er es verheißen und noch nie gelogen, so
wird er auch dich nicht belügen. Solches sollte uns Anreiz sein und ein Herz geben,
das zerschmelzen möchte aus Lust und Liebe gegenüber denen, denen wir Ehre
schulden, so daß wir die Hände erheben und fröhlich Gott danken würden, der uns
solche Verheißung gegeben hat, nach der wir bis ans Ende der Welt laufen sollten.
Denn auch wenn sich alle Welt zusammentäte, könnte sie uns nicht ein Stündlein zum
Leben zulegen oder ein Körnchen aus der Erde hervorbringen. Gott aber kann und
will dir alles überschwenglich nach deines Herzens Lust geben. Wer nun solches ver-
achtet und in den Wind schlägt, der ist es nicht wert, daß er ein Gotteswort hört.
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Das ist bis zum Überfluß jetzt allen gesagt, die unter dieses Gebot gehören. Daneben
wäre auch wohl den Eltern zu predigen, was ihre Aufgabe ist, wie sie sich verhalten
sollen gegenüber denen, die ihnen zur Erziehung anvertraut sind. Obwohl es in den
Zehn Geboten nicht ausdrücklich steht, ist es doch sonst an vielen Orten der Schrift
ausreichend geboten. Auch will es Gott in dieses Gebot mit eingebunden haben, in-
dem er Vater und Mutter nennt. Denn er will keine Spitzbuben oder Tyrannen in die-
sem Amt und in dieser Herrschaft haben. Er gibt ihnen auch nicht deshalb die Ehre,
das heißt Macht und Recht zum Regieren, damit sie sich anbeten lassen. Sondern sie
sollen denken, daß sie unter Gottes Gehorsam sind, und sich vor allen Dingen ihres
Amtes herzlich und treu annehmen, das heißt, ihre Kinder, Dienstleute, Untertanen
usw. nicht allein ernähren und leiblich versorgen, sondern sie zuallererst zu Gottes
Lob und Ehre aufziehen. Darum denke nicht, daß solches deinem Belieben und eige-
ner Willkür überlassen ist, sondern daß Gott es streng geboten und dir auferlegt hat,
dem du auch dafür wirst Rechenschaft ablegen müssen.
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Da ist nun abermals die leidige Plage, daß niemand dies wahrnimmt oder achtet. Statt
dessen gehen wir hin, als gäbe uns Gott Kinder, damit wir Vergnügen und Unterhal-
tung haben, benutzen Dienstleute wie Kühe oder Esel allein zur Arbeit oder gehen mit
den Untertanen je nach Laune um, lassen sie gehen, als ginge es uns nichts an, was sie
lernen oder wie sie leben. Und niemand will sehen, daß es der Befehl der hohen Ma-
jestät ist, die solches ernsthaft fordern und vergelten wird, oder wie sehr es nötig ist,
daß man sich der Jugend mit Ernst annehme. Denn wenn wir sowohl in der geistli-
chen wie in der weltlichen Herrschaft tüchtige, geschickte Leute haben wollen, dürfen
wir wahrhaftig keinen Fleiß, keine Mühe noch Kosten an unsern Kindern sparen, um
sie zu lehren und zu erziehen, damit sie Gott und der Welt dienen können, und dürfen
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