Die Bekenntnisschriften - page 423

Der Große Katechismus
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der Sünden haben kannst. Und es ist ein sicheres Zeichen, daß du auch das Evange-
lium verachtest.
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Kurz und gut, wir wollen von keinem Zwang wissen. Wer aber unsere Predigt und
Ermahnung weder hört noch befolgt, mit dem haben wir nichts zu schaffen, der soll
auch nichts vom Evangelium haben. Wärest du ein Christ, solltest du so froh werden,
daß du über hundert Meilen dahin laufen und dich nicht nötigen lassen würdest, son-
dern kommen und uns zwingen würdest. Denn da muß der Zwang umgekehrt werden,
daß wir ins Gebot und du in die Freiheit kommst. Wir drängen niemanden, sondern
leiden, daß man uns drängt, ebenso wie man uns zwingt, daß wir predigen und das
Sakrament reichen müssen.
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Darum, wenn ich zur Beichte ermahne, so tue ich nichts anderes, als daß ich ermahne,
ein Christ zu sein. Wenn ich dich dahin bringe, so habe ich dich wohl auch zur Beich-
te gebracht. Denn die, die danach verlangt, daß sie gerne rechtschaffene Christen
wären und ihre Sünde loswürden und ein fröhliches Gewissen haben wollen, die ha-
ben schon den rechten Hunger und Durst, so daß sie nach dem Brot schnappen wie
ein gejagter Hirsch, der vor Hitze und Durst entbrannt ist, wie der 42. Psalm (v. 2)
sagt: „Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu
dir“, das heißt, wie weh und bang einem solchen nach einer frischen Quelle ist, so
angst und bang ist mir nach Gottes Wort oder Absolution und Sakrament usw. Sieh,
das wäre recht von der Beichte gelehrt. So könnte man Lust und Liebe dazu machen,
so daß die Leute herbeikämen und uns nachliefen, mehr als wir gerne hätten. Die
Papisten lassen wir sich und andere Leute plagen und martern, die solchen Schatz
nicht achten und ihn sich selbst verschließen. Uns aber lasset die Hände aufheben,
Gott loben und danken, daß wir zu solcher Erkenntnis und Gnade gekommen sind.
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