Die Bekenntnisschriften - page 417

Der Große Katechismus
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als solche, die würdig und heilig sind. Wir kommen auch nicht zur Beichte, als seien
wir rein und ohne Sünde, sondern im Gegenteil als arme, elende Menschen und eben
darum, weil wir unwürdig sind, abgesehen von solchen, die keine Gnade und Abso-
lution begehren noch daran denken, sich zu bessern. Wer aber gerne Gnade und Trost
haben will, soll sich selbst antreiben und durch niemanden abschrecken lassen und so
sprechen: „Ich wäre wohl gerne würdig, aber ich komme nicht auf Würdigkeit, son-
dern auf dein Wort hin, weil du es befohlen hast, als jemand, der gerne dein Jünger
wäre. Meine Würdigkeit bleibe, wo sie kann.“ Es ist aber schwer: Denn das liegt uns
immer im Weg und hindert uns, so daß wir mehr auf uns selbst als auf Christi Wort
und Mund sehen. Denn die Natur will gerne so handeln, daß sie sicher auf sich selbst
fußen und stehen möchte, sonst will sie nicht hingehen. Das soll vom ersten Stück
genügen.
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Zum zweiten ist neben dem Gebot auch eine Verheißung, wie auch oben gehört,
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die uns aufs allerstärkste anreizen und vorantreiben soll, denn da stehen die freundli-
chen, lieblichen Worte: „Das ist mein Leib, FÜR EUCH gegeben“, „Das ist mein
Blut, FÜR EUCH vergossen zur Vergebung der Sünden.“ Diese Worte, habe ich ge-
sagt, sind nicht Stock und Stein gepredigt, sondern mir und dir, sonst könnte er eben-
sogut still schweigen und kein Sakrament einsetzen. Darum denke und bringe dich
auch in das „EUCH“ hinein, damit er nicht umsonst mit dir redet. Denn da bietet er
uns allen den Schatz an, den er uns vom Himmel gebracht hat, zu dem er uns auch
sonst auf das allerfreundlichste lockt, wenn er spricht Matthäus 11 (v. 28): „Kommet
her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ Nun ist
es ja Sünde und Schande, daß wir, wenn er uns so herzlich und treu auffordert und
ermahnt zu unserm höchsten und besten Gut, uns so ablehnend dazu stellen und es so
lange hingehen lassen, bis wir ganz erkalten und verhärten, so daß wir weder Lust
noch Liebe dazu haben. Man muß ja das Sakrament nicht ansehen als eine schädliche
Sache, vor der man weglaufen sollte, sondern als reine, heilsame, tröstliche Arznei,
die dir helfen und an Leib und Seele das Leben geben soll. Denn wo die Seele gene-
sen ist, da ist dem Leib auch geholfen. Warum stellen wir uns dann dazu, als sei es ein
Gift, mit dem man den Tod frißt?
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Das ist wohl wahr, daß die, die es verachten und unchristlich leben, das Sakrament
sich selbst zu Schaden und Verdammnis nehmen. Denn solchen soll nichts gut oder
heilsam sein wie bei einem Kranken, der aus Mutwillen ißt und trinkt, was ihm vom
Arzt verboten ist. Aber die, die ihre Schwachheit fühlen und sie gerne los wären und
Hilfe begehren, sollen es nicht anders ansehen und gebrauchen denn als ein köstli-
ches Gegengift gegen die Gifte, die sie bei sich haben. Denn hier sollst du im Sakra-
ment aus Christi Mund Vergebung der Sünde empfangen. Die hat bei sich und bringt
mit sich Gottes Gnade und Geist mit allen seinen Gaben, Schutz, Schirm und Gewalt
gegen Tod und Teufel und alles Unglück.
111 S. o. Nr. 236.
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