Die Bekenntnisschriften - page 419

Der Große Katechismus
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tes Wort und es zu verblenden, so daß du deine Not nicht fühlst oder zu Christus
kommen kannst; ein Mörder, der dir keine Stunde das Leben gönnt. Wenn du sehen
könntest, wieviel Messer, Spieße und Pfeile alle Augenblicke auf dich gezielt wer-
den, wärest du froh, so oft wie du kannst zum Sakrament zu kommen. Daß man aber
so sicher und unachtsam einhergeht, liegt an nichts anderem, als daß wir nicht denken
oder glauben, daß wir im Fleisch und der bösen Welt oder im Reich des Teufels sind.
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Darum versuche und übe solches wohl und gehe nur in dich selbst oder sieh dich ein
wenig um und halte dich nur zu der Schrift. Fühlst du auch dann nichts, so hast du es
desto nötiger, es sowohl Gott als auch deinem Bruder zu klagen. Da laß dir raten und
für dich bitten und laß nur nicht davon ab, solange bis der Stein von deinem Herzen
wegkommt. So wird sich die Not wohl finden, und du wirst erkennen, daß du zwei-
mal tiefer liegst als ein anderer, armer Sünder und das Sakrament viel nötiger hast
gegen das Elend, das du leider nicht siehst. Vielleicht ist Gott gnädig, damit du es
mehr fühlst und hungriger danach wirst, besonders weil dir der Teufel so zusetzt und
dir unablässig nachstellt, wo er dich erhaschen und um Seele und Leib bringen kann,
so daß du keine Stunde vor ihm sicher sein kannst. Wie bald könnte er dich plötzlich
in Jammer und Not gebracht haben, wenn du es am wenigsten erwartest?
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Solches sei nun nicht allein für uns Alte und Große zur Ermahnung gesagt, sondern
auch für die jungen Leute, die man in der christlichen Lehre und in christlichem Sinn
aufziehen soll. Denn damit könnte man die Zehn Gebote, das Glaubensbekenntnis
und Vaterunser desto leichter in die Jugend bringen, so daß es ihnen mit Lust und
Ernst einginge und sie also von Jugend auf darin geübt und daran gewöhnt würden.
Denn bei den Alten ist es doch schon so gelaufen, daß man solches und anderes nicht
erreichen kann. Es sei denn, man ziehe die Leute auf, die nach uns kommen und in
unser Amt und Werk eintreten sollen, auf daß die Erziehung ihrer Kinder auch Früch-
te trägt, damit Gottes Wort und die Christenheit erhalten werden. Darum soll ein jeder
Hausvater wissen, daß er aus Gottes Befehl und Gebot heraus es schuldig ist, seine
Kinder solches zu lehren oder lernen zu lassen, was sie können sollen. Denn weil sie
getauft und in die Christenheit aufgenommen sind, sollen sie auch diese Ge-
meinschaft des Sakraments genießen, damit sie uns dienen und nützlich werden, denn
sie müssen uns doch alle beim Glauben, Lieben, Beten und gegen den Teufel fechten
elfen.
h
Nun folgt eine Ermahnung zur Beichte:
Eine kurze Ermahnung zur Beichte
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Von der Beichte haben wir allezeit so gelehrt, daß sie frei sein solle und die Tyrannei
des Papstes beseitigt, so daß wir alle seinen Zwang los sind und befreit von der uner-
träglichen Bürde und Last, die er der Christenheit auferlegt hat. Denn es gab bisher
keine schwerere Sache, wie wir alle erfahren haben, als die, daß man jedermann bei
der höchsten Todsünde zum Beichten gezwungen hat. Dazu wurde das Beichten so
sehr beschwert und die Gewissen gemartert, so vielerlei Sünden aufzuzählen, daß
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