Der Große Katechismus
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nutzlos, so wenig sie zu behaupten wagen, daß das ganze Evangelium oder Wort Got-
tes außerhalb des Sakraments nutzlos sei?
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Also haben wir nun das ganze Sakrament, sowohl was es an sich ist, als auch was es
bringt und nützt. Nun muß man auch sehen, wer die Person ist, die solche Kraft und
solchen Nutzen empfängt. Das ist, kurz gesagt, wie oben von der Taufe
und sonst
oft gesagt ist: der, der solches glaubt, wie die Worte lauten und was sie bringen. Denn
sie sind nicht für Stein oder Holz gesagt oder verkündigt, sondern denen, die sie hö-
ren, zu welchen er spricht: „Nehmet und esset“ usw. Und weil er Vergebung der Sün-
den anbietet und verheißt, kann es nicht anders als durch den Glauben empfangen
werden. Solchen Glauben fordert er selbst in dem Wort, wenn er spricht: „FÜR
EUCH gegeben“ und „FÜR EUCH vergossen“, als wollte er sagen: „Darum gebe
ich’s und gebiete euch, zu essen und zu trinken, damit ihr es für euch annehmen und
genießen sollt.“ Wer sich nun solches gesagt sein läßt und glaubt, daß es wahr ist, der
hat es. Wer aber nicht glaubt, der hat nichts, denn er läßt es sich umsonst vortragen
und will solch heilsames Gut nicht genießen. Der Schatz ist wohl geöffnet und jeder-
mann vor die Tür, ja auf den Tisch gelegt. Es gehört aber dazu, daß du ihn annimmst
und ihn gewiß dafür hältst, wie es dir die Worte geben.
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Das ist nun die ganze christliche Vorbereitung, um dieses Sakrament würdig zu emp-
fangen. Denn weil solcher Schatz ganz in den Worten vorgelegt wird, kann man es
nicht anders ergreifen und annehmen als mit dem Herzen. Denn mit der Faust wird
man solche Geschenke und ewigen Schatz nicht fassen können. Fasten und beten
usw. mag wohl eine äußerliche Vorbereitung und Kinderübung sein, damit sich der
Leib zuchtvoll und ehrerbietig gegenüber dem Leib und Blut Christi verhält und be-
wegt. Aber was darin und damit gegeben wird, kann nicht der Leib fassen oder zu
sich bringen. Der Glaube des Herzens aber tut es, der solchen Schatz erkennt und be-
gehrt. Das soll genug sein von dem, was zum gewöhnlichen Unterricht von diesem Sa-
krament gehört. Denn was weiter davon zu sagen ist, bleibt späterer Zeit vorbehalten.
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Am Ende, weil wir nun das rechte Verständnis und die Lehre von dem Sakrament ha-
ben, ist wohl auch eine Ermahnung und Ermunterung notwendig, damit man solchen
großen Schatz, den man täglich unter den Christen darreicht und austeilt, nicht umsonst
vorübergehen läßt. Das heißt, daß die, die Christen sein wollen, sich dazu bereit ma-
chen, das hochwürdige Sakrament oft zu empfangen. Denn wir sehen, daß man sich
eben lasch und faul dazu stellt. Es gibt eine große Menge, die das Evangelium hören.
Aber weil der Unfug des Papstes abgeschafft ist, so daß wir von seinem Zwang und
Gebot befreit sind, gehen sie wohl dahin ein, zwei oder drei Jahre oder noch länger ohne
Sakrament, als wären sie so starke Christen, die es nicht brauchen. Und einige lassen
sich dadurch hindern und davon abschrecken, daß wir gelehrt haben, es solle niemand
hingehen, der nicht Hunger und Durst fühlt, der ihn treibt. Einige wenden ein, es sei
freigestellt und nicht nötig, und es sei genug, daß sie sonst glauben. So gerät der größere
Teil dahin, stumpf zu werden und zuletzt sowohl das Sakrament als auch Gottes Wort
108 S. o. Nr. 214.