Die Bekenntnisschriften - page 150

Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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anstelle Christi ausüben und nicht für ihre eigene Person auftreten, nach jenem Wort:
„Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10, 16). Gottlose Lehrer muß man verlassen, weil sie
nicht mehr die Person Christi vertreten, sondern Antichristen sind. Und Christus sagt:
„Hütet euch vor den Lügenpropheten“ (Mt 7, 15). Und Paulus: „Wenn jemand euch
ein anderes Evangelium predigt, der sei verflucht“ (Gal 1, 8).
Im übrigen hat uns Christus in den Gleichnissen von der Kirche ermahnt, nicht un-
ter dem Eindruck persönlicher Verfehlungen – sei es der Priester, sei es des Volkes –
Spaltungen herbeizuführen, wie es frevelhaft die Donatisten getan haben.
Wir halten aber die, die deshalb Spaltungen verursacht haben, weil sie nicht dulden
wollten, daß Priester Güter oder Eigentum besitzen, für ganz aufrührerisch. Denn
Eigentum zu haben ist eine weltliche Ordnung. Die Christen aber dürfen weltliche
Ordnungen nutzen, so wie diese Luft, dieses Licht, wie Speise und Trank. Denn wie
diese Natur der Dinge und die Bewegungen der Sterne wirklich Gottes Ordnung sind
und von ihm erhalten werden, so sind [auch] rechtmäßige Staatswesen wirklich eine
Setzung Gottes und werden von ihm gegen den Teufel bewahrt und verteidigt.
[Art. IX: Von der Taufe]
[Gegen die Täufer ist an der Kindertaufe festzuhalten]
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Der neunte Artikel ist anerkannt worden. In ihm bekennen wir, daß die Taufe zum
Heil notwendig ist, die Kinder getauft werden müssen und die Kindertaufe nicht wir-
kungslos, [247] sondern heilsnotwendig und wirksam ist. Und weil das Evangelium
bei uns rein und sorgsam gelehrt wird, haben wir durch Gottes Hilfe auch diese
Frucht daraus empfangen, daß in unseren Kirchen keine Wiedertäufer auftreten, weil
das Volk durch Gottes Wort gegen die gottlose und aufrührerische Partei jener Räu-
ber geschützt ist. Und wenn wir schon viele andere Irrtümer der Wiedertäufer ver-
dammen, dann auch die, daß sie behaupten, die Kindertaufe sei nutzlos. Denn es ist
ganz sicher, daß die Verheißung des Heils auch den Kindern gilt. Sie erstreckt sich
aber nicht auf die, die außerhalb der Kirche Christi leben, wo weder das Wort noch
die Sakramente sind, weil Christus durch das Wort und die Sakramente die Wieder-
geburt bewirkt. Deshalb ist es notwendig, die Kinder zu taufen, [CR 534] damit ihnen
die Verheißung des Heils zugeeignet wird nach dem Gebot Christi: „Taufet alle Völ-
ker“ (Mt 28, 19). So wie da allen das Heil angeboten wird, so wird allen die Taufe
angeboten, Männern, Frauen, Kindern, Säuglingen. Hieraus folgt klar, daß auch
Säuglinge getauft werden sollen, weil das Heil mit der Taufe angeboten wird. Zwei-
tens ist offenkundig, daß Gott die Kindertaufe gutheißt. Daher denken die Wiedertäu-
fer gottlos, die die Kindertaufe verdammen. Daß aber Gott die Kindertaufe billigt,
zeigt er dadurch, daß er den so Getauften den Heiligen Geist gibt. Denn wenn diese
Taufe wirkungslos wäre, dann würde niemandem der Heilige Geist verliehen, nie-
mand würde gerettet werden, ja, es gäbe keine Kirche. Schon dieses Argument allein
kann die guten und frommen Herzen hinreichend wappnen gegen die gottlosen und
fanatischen Meinungen der Wiedertäufer.
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