Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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sächlich ist wahr, was die Leute sagen: Es gibt kein Heilmittel gegen den Angriff des
Verleumders. Nichts kann so umsichtig formuliert werden, daß es nicht mißdeutet
werden könnte. Wir haben aus ebendiesem Grund den achten Artikel hinzugefügt,
damit niemand behaupten kann, wir trennten die Bösen und die Heuchler von der
äußeren Gemeinschaft der Kirche oder sprächen den Sakramenten, die durch Heuch-
ler oder böse Menschen verwaltet werden, die Wirkung ab. Deshalb bedarf es hier
keiner langen Verteidigung gegen diese Mißdeutung. Der achte Artikel entlastet uns
hinreichend. Denn wir räumen ein, daß Heuchler und Böse in diesem Leben der Kir-
che beigemischt und Glieder der Kirche sind im Sinne äußerer Teilhabe an den
Merkmalen der Kirche, d. h. am Wort, am [kirchlichen] Amt und den Sakramenten,
jedenfalls wenn sie nicht exkommuniziert sind. Auch sind die Sakramente nicht des-
halb unwirksam, weil sie durch böse Menschen verwaltet werden, vielmehr können
wir auch die Sakramente vollgültig in Anspruch nehmen, die durch böse Menschen
verwaltet werden. Denn auch Paulus sagt voraus, daß sich der Antichrist im Tempel
Gottes niederlassen, d. h. in der Kirche herrschen und Ämter bekleiden werde
(2. Thess 2, 4). Doch ist die Kirche nicht nur eine Gemeinschaft in äußeren Dingen
und Riten wie andere Gemeinwesen, sondern vor allem eine Gemeinschaft des Glau-
bens und des Heiligen Geistes in den Herzen, die jedoch äußere Merkmale hat, so daß
sie erkennbar ist, nämlich die reine Lehre des Evangeliums und eine Verwaltung der
Sakramente, die mit dem Evangelium Christi übereinstimmt. Und diese Kirche allein
wird der „Leib Christi“ genannt, [235] den Christus durch seinen Geist erneuert,
heiligt und lenkt, wie Paulus Eph 1 bezeugt, wenn er sagt: „Und ihn selbst hat er
eingesetzt zum Haupt über alles in der Kirche, die sein Leib ist, nämlich die
Vollkommenheit, d. h. die vollkommene Gemeinschaft mit ihm selbst, der alles in
allem vollendet“ (Eph 1, 22–23). Daher sind die, in denen Christus nicht tätig ist,
keine Glieder der Kirche. Und dies bekennen auch die Gegner: die Bösen seien tote
Glieder der Kirche. Darum wundern wir uns, warum sie unsere Beschreibung, die von
den lebenden Gliedern spricht, zurückgewiesen haben.
[Zeugnisse der Schrift und der Tradition]
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Auch haben wir nichts Neues gesagt. Paulus hat die Kirche Eph 5 ganz genauso de-
finiert: „Daß sie gereinigt wird, damit sie heilig ist“ (Eph 5, 26). Und er fügt äußere
Erkennungszeichen hinzu, das Wort und die Sakramente. Denn er sagt so: „Christus
hat die Kirche geliebt und sich selbst für sie dahingegeben, um sie zu heiligen. Er hat
sie gereinigt durch das Taufbad im Wort, damit er sie vor sich stelle als eine Kirche,
die herrlich sei und keinen Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, son-
dern die heilig und untadelig sei“ (Eph 5, 25–27). Diese Lehre haben wir mit fast den
gleichen Worten in das Bekenntnis aufgenommen. Und genauso definiert die Kirche
auch der Artikel des Glaubensbekenntnisses, der [CR 526] uns zu glauben gebietet,
daß es eine heilige katholische [allgemeine] Kirche gibt. Die Gottlosen aber sind nicht
die heilige Kirche. Und im Glaubensbekenntnis scheint das, was folgt, [nämlich] die
„Gemeinschaft der Heiligen“, hinzugefügt worden zu sein, um klarzustellen, was das