Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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Herz aufrecht erhält. Die knechtische Furcht [herrscht da], wo der Glaube das furcht-
same Herz nicht aufrecht erhält.
[Schlüsselgewalt: Absolution als Stimme vom Himmel]
[259] Ferner fördert und verkündet die Schlüsselgewalt das Evangelium durch die
Absolution, die die wahre Stimme des Evangeliums ist. So schließen auch wir die
Absolution mit ein, wenn wir vom Glauben sprechen, weil „der Glaube aus der Pre-
digt kommt“ (Röm 10, 17), wie Paulus sagt. Denn nachdem es das Evangelium ver-
nommen und die Absolution gehört hat, wird das Gewissen aufgerichtet und emp-
fängt Trost. Und weil Gott wirklich durch das Wort lebendig macht, erlassen die
Schlüssel auch wirklich vor Gott die Sünden, nach dem Wort: „Wer euch hört, hört
mich“ (Lk 10, 16). Deshalb ist den Worten dessen, der die Absolution ausspricht,
nicht weniger zu glauben als einer Stimme, die vom Himmel ertönt. Und eigentlich
kann die Absolution das „Sakrament der Buße“ genannt werden, wie es auch die
gebildeteren scholastischen Theologen sagen. Unterdessen wird dieser Glaube in
Anfechtungen vielfach gestärkt durch Worte des Evangeliums und den Empfang der
Sakramente. Denn das sind die Zeichen des Neuen Testamentes, d. h. Zeichen der
Vergebung der Sünden. Deshalb bieten sie auch die Sündenvergebung an, wie die
Worte des Abendmahles deutlich bezeugen: [CR 543] „Das ist mein Leib, der für
euch gegeben wird. Das ist der Kelch des Neuen Testamentes“ (Mt 26, 26.28) usw.
So wird der Glaube empfangen und gestärkt durch die Absolution, die Predigt des
Evangeliums, den Empfang der Sakramente, damit er nicht unterliegt, wenn er mit
den Schrecken der Sünde und des Todes kämpft. Dieses Verständnis der Buße ist klar
und durchsichtig, und es mehrt das Ansehen der Schlüsselgewalt und der Sakramen-
te; es rückt auch die Wohltat Christi ins Licht; [es] lehrt uns, Christus als Mittler und
Versöhner in Anspruch zu nehmen.
[Schriftbelege für die zwei Teile der Buße]
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Aber da uns die Konfutation verdammt, weil wir diese zwei Teile der Buße benannt
haben, muß gezeigt werden, daß die Schrift bei der Buße oder der Bekehrung des
Gottlosen diese Hauptteile nennt. Denn Christus spricht Mt 11 (v. 28): „Kommt her
zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ Hier gibt es
zwei Glieder: Mühe und Last bedeuten die Reue, die Ängste und Schrecken der Sün-
de und des Todes. „Zu Christus zu kommen“ heißt zu glauben, daß die Sünden um
Christi willen vergeben werden. [260] Wenn wir glauben, werden die Herzen leben-
dig gemacht im Heiligen Geist durch das Wort Christi. Es gibt hier also zwei Haupt-
teile: Reue und Glauben. Und Mk 1 (v. 15) sagt Christus: „Tut Buße und glaubt an
das Evangelium.“ Da klagt er im ersten Teil die Sünden an, im zweiten tröstet er uns
und zeigt die Vergebung der Sünden. Denn „an das Evangelium zu glauben“ ist nicht
jener allgemeine Glaube, den auch die Teufel haben, sondern es ist im eigentlichen
Sinne: zu glauben an die um Christi willen geschenkte Vergebung der Sünden. Diese