Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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leibliche Güter, die Königsherrschaft usw. [237] Und deshalb wurden bei ihnen auch
die Bösen „Volk Gottes“ genannt, weil Gott diese leibliche Nachkommenschaft durch
bestimmte äußere Ordnungen und Verheißungen von den anderen Völkern
abgesondert hatte; [CR 527] und doch gefielen Gott diese bösen Menschen nicht.
Aber das Evangelium bringt nicht [nur] einen Schatten zukünftiger Güter, sondern die
ewigen Güter selbst, den Heiligen Geist und die Gerechtigkeit, durch die wir vor Gott
gerecht sind.
[„Versammlung der Heiligen“: das vom Teufelsreich geschiedene, verborgene Reich
Christi]
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Daher sind nach dem Evangelium nur diejenigen das Volk, die diese Verheißung des
Geistes annehmen. Ferner ist die Kirche das Reich Christi, geschieden vom Reich des
Teufels. Doch ist gewiß, daß die Gottlosen des Teufels und seines Reiches sind, wie
Paulus Eph 2 (v. 2) lehrt, wenn er sagt, der Teufel sei wirksam in den Ungläubigen.
Und Christus spricht zu den Pharisäern, die gewiß äußere Gemeinschaft mit der Kir-
che, d. h. den Heiligen im Volk des Gesetzes, hatten (sie waren nämlich Vorsteher,
opferten und lehrten): „Ihr habt den Teufel zum Vater“ (Joh 8, 44). Deshalb ist die
Kirche, die wirklich das Reich Christi ist, eigentlich die „Versammlung der Heili-
gen“. Denn die Gottlosen werden vom Teufel beherrscht und sind dessen Gefangene;
sie werden nicht vom Geist Christi geleitet.
Aber was bedarf es der Worte in einer so klaren Sache? Wenn die Kirche, die
wirklich das Reich Christi ist, vom Reich des Teufels gesondert wird, dann gehören
die Gottlosen, weil sie im Reich des Teufels sind, zwangsläufig nicht zur Kirche,
obwohl sie doch in diesem Leben, weil das Reich Christi noch nicht offenbar ist, der
Kirche beigemischt sind und Ämter in ihr bekleiden. Auch sind die Gottlosen deshalb
nicht das Reich Christi, weil die Offenbarung noch nicht geschehen ist. Denn alle Zeit
ist das das Reich Christi, was durch seinen Geist lebendig macht, sei es nun offenbar
oder durch das Kreuz verborgen. So wie es auch derselbe Christus ist, der jetzt
verherrlicht ist, vorher aber zerschlagen war. Und damit stimmen die Gleichnisse
Christi überein, der Mt 13 (v. 38) deutlich sagt, der gute Same seien die Söhne des
Reiches, das Unkraut aber die Söhne des Teufels; der Acker, sagt er, sei die Welt,
nicht die Kirche. So spricht auch Johannes [der Täufer] von jenem ganzen Volk der
Juden [238] und sagt, es werde geschehen, daß die wahre Kirche von jenem Volk
gesondert werde (Mt 3, 12). Daher spricht diese Stelle mehr gegen unsere Gegner als
für sie, weil sie zeigt, daß das wahre und geistliche Volk vom fleischlichen Volk zu
sondern ist. Und Christus spricht von der Gestalt der Kirche, wenn er sagt, das Reich
der Himmel gleicht einem Netz oder zehn Jungfrauen (Mt 13, 47; 25, 1). Und er lehrt,
daß die Kirche unter einer Menge böser Menschen verborgen sei, damit dieses
Ärgernis nicht die Frommen anficht; ebenso, damit wir wissen, das Wort und die
Sakramente seien wirksam, auch wenn sie von Bösen verwaltet werden. Dazu lehrt er
auch, daß jene Gottlosen, obwohl sie an den äußeren Kennzeichen teilhaben, doch
nicht das wahre Reich Christi und Glieder Christi sind. Sie sind nämlich Glieder des
Teufelsreiches.