Die Bekenntnisschriften - page 168

Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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Werke da sind [268], so können doch weder die Liebe noch die Werke die Versöh-
nung für die Sünde sein. Und sie können nicht einmal dem Zorn und dem Richtspruch
Gottes entgegengehalten werden, nach jenem Wort: „Geh nicht ins Gericht mit
deinem Knecht; denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht“ (Ps 143, 2). Es darf auch
nicht die Ehre Christi auf unsere Werke übertragen werden.
Aus diesen Gründen besteht Paulus darauf, daß wir nicht aus dem Gesetz gerecht-
fertigt werden; und er hält dem Gesetz die Verheißung der Sündenvergebung entge-
gen, die um Christi willen geschenkt wird, und lehrt, daß wir umsonst um Christi
willen durch den Glauben die Sündenvergebung empfangen. Zu dieser Verheißung
ruft uns Paulus zurück, fort vom Gesetz. Auf diese Verheißung heißt er uns schauen,
die einfach ungültig wäre, wenn wir eher durch das Gesetz gerechtfertigt würden als
durch die Verheißung oder wegen unserer Gerechtigkeit die Sündenvergebung er-
langten. Es steht aber fest, daß uns deshalb die Verheißung gegeben und deshalb
Christus dargeboten ist, weil wir das Gesetz nicht erfüllen können. Daher müssen wir
durch die Verheißung versöhnt werden, bevor wir das Gesetz erfüllen können. Die
Verheißung aber wird nur durch den Glauben ergriffen. Es ist also notwendig, daß die
Reuigen durch den Glauben die Verheißung der um Christi willen geschenkten
Sündenvergebung ergreifen und glauben, daß sie umsonst um Christi willen einen
versöhnten Vater haben. Das ist die Meinung des Paulus
Röm
4 (v. 16), wo er schreibt:
„Deshalb aus dem Glauben, damit die Verheißung der Gnade entsprechend gewiß
ist.“ Und Gal 3 (v. 22): „Die Schrift hat alles eingeschlossen unter die Sünde, damit
die Verheißung durch den Glauben an Jesus Christus gegeben würde.“ Das heißt: Alle
Menschen sind unter der Sünde und können nur dadurch gerettet werden, daß sie
durch den Glauben die Verheißung der Sündenvergebung ergreifen. [CR 551] Bevor
wir das Gesetz erfüllen können, müssen wir also zunächst durch den Glauben die
Sündenvergebung empfangen. Jedoch gilt, wie oben gesagt wurde, daß die Liebe auf
den Glauben folgt, weil die Wiedergeborenen den Heiligen Geist empfangen; daher
beginnen sie, das Gesetz zu erfüllen.
Wir würden noch weitere Zeugnisse anführen, wenn sie nicht jedem frommen Le-
ser in den Schriften begegnen würden. Auch wollen wir nicht zu weitschweifig wer-
den, damit diese Sache leichter durchschaut werden kann. Es gibt aber auch keinen
Zweifel, daß das, was wir verteidigen, die Meinung des Paulus ist: [269] daß wir
durch den Glauben die Vergebung der Sünden um Christi willen empfangen, daß wir
durch den Glauben den Mittler Christus (nicht unsere Werke) dem Zorne Gottes ent-
gegenhalten sollen. Fromme Herzen sollen sich nicht verwirren lassen, auch wenn die
Gegner die Lehren des Paulus verfälschen. Nichts kann so deutlich gesagt werden,
daß es nicht durch Spitzfindigkeiten verdreht werden könnte. Wir wissen, daß das,
was wir gesagt haben, die wahre und echte Lehre des Paulus ist. Wir wissen, daß
diese unsere Auffassung frommen Gewissen den starken Trost spendet, ohne den
niemand in Gottes Gericht bestehen kann.
Deshalb werden jene pharisäischen Meinungen der Gegner zurückgewiesen, daß
wir die Sündenvergebung nicht durch Glauben empfangen, sondern daß sie durch
unsere Liebe und durch Werke verdient werden muß, daß wir unsere Liebe und unse-
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