Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
204
che der Furcht, in ihm selbst aber der Grund des Vertrauens.
– Soweit Bernhard,
dessen Meinung wir auch deshalb gern vorgetragen haben, damit die Leser sehen,
wie wir den Glauben hier vom Vertrauen auf die Barmherzigkeit her verstehen, das
die Erschrockenen aufrichtet und tröstet und er deshalb zu Recht als das
„Vertrauen“ bezeichnet. Und dies kann deutlich erkannt werden, wenn man die
Schrecken und den Trost einander gegenüberstellt. Wie Bernhard hier will, daß in
den Menschen eine Erkenntnis der Sünden oder die Reue oder die Schrecken zum
Vorschein kommen, so will er auch, daß das Vertrauen hinzukommt, das in der Reue
wieder aufrichtet.
[Unverzichtbare Zugehörigkeit des Glaubens zur Buße]
102
[263] Weil aber die Gegner ausdrücklich verdammen, daß wir sagen: die Menschen
erlangen Vergebung der Sünden durch den Glauben, fügen wir einige wenige Bewei-
se hinzu, aus denen zu ersehen ist, daß Sündenvergebung nicht durch den Vollzug
[des Sakraments] aufgrund der Reue geschieht, sondern durch den besonderen Glau-
ben, durch den ein jeder glaubt, daß ihm die Sünden
um Christi willen
vergeben wer-
den. Denn dies ist der Hauptartikel, um den wir mit den Gegnern streiten. Und wir
meinen, daß dessen Kenntnis für alle Christen höchst notwendig ist. Weil aber oben
[im Artikel] von der Rechtfertigung zu dieser Sache genug gesagt sein dürfte, werden
wir uns hier kürzer fassen. Denn die Lehre von der Buße und die von der Rechtferti-
gung sind sehr eng verwandte Themen.
Wenn die Gegner vom Glauben reden und sagen, er gehe der Buße voraus, meinen
sie nicht den Glauben, der rechtfertigt, sondern den, der allgemein glaubt, daß es
einen Gott gibt, daß für Gottlose Strafen festgesetzt sind usw. Über diesen Glauben
hinaus fordern wir, daß jeder glaubt, daß ihm die Sünden
um Christi willen
vergeben
werden. Über diesen besonderen Glauben streiten wir. Und wir stellen ihn der Mei-
nung entgegen, die nicht auf die Verheißung Christi vertrauen läßt, sondern auf den
Vollzug von Reue, Beichte und Genugtuungen [CR 547] usw. Dieser Glaube folgt so
auf die Schrecken, daß er sie überwindet und ein befriedetes Gewissen schenkt. Die-
sem Glauben schreiben wir zu, daß er rechtfertigt und die Wiedergeburt bringt, in-
dem er aus den Schrecken befreit und im Herzen Frieden, Freude und ein neues Le-
ben schafft. Wir halten daran fest, daß dieser Glaube wirklich notwendig ist zur Verge-
bung der Sünden. Deshalb stellen wir ihn zu den Teilen der Buße
bzw. der Bekehrung
.
Nichts anderes meint die Kirche Christi, auch wenn unsere Gegner widersprechen.
[Selbstwidersprüche der Gegenposition]
103
Zuerst aber fragen wir die Gegner, ob der Empfang der Absolution ein Teil der
Buße ist oder nicht? Wenn sie diese von der Beichte trennen, sie sind nämlich peni-
bel im Unterscheiden, [264] dann sehen wir nicht, was eine Beichte ohne Absolution
91 Bernhard von Clairvaux, Predigt zum Tag der Verkündigung der seligen Jungfrau Maria, Kap. 3, 3.