Die Bekenntnisschriften - page 162

Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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die Herzen und macht sie lebendig. Und 1. Sam 2 (v. 6): „Der Herr tötet und macht
lebendig, führt hinab zu den Toten und wieder herauf.“ Durch das eine wird die Reue
bezeichnet, durch das andere der Glaube. Und Jes 28 (v. 21): „Der Herr wird zürnen,
damit er sein Werk vollbringt. Es ist sein fremdes Werk, damit er sein eigenes Werk
tun kann.“ Er nennt es Gottes „fremdes Werk“, wenn er in Schrecken versetzt, denn
Gottes eigentliches Werk ist es, lebendig zu machen und zu trösten. Aber er er-
schreckt deshalb, sagt Jesaja, damit es Gelegenheit zu Trost und Lebendigmachung
gibt, weil sichere und den Zorn Gottes nicht spürende Herzen die Tröstung zurück-
weisen. Auf solche Weise pflegt die Schrift beides, Schrecken und Trost, zu
verbinden, um zu lehren, dies seien die Hauptteile der Buße: die Reue und der
tröstende und rechtfertigende Glaube. Und wir sehen nicht, wie das Wesen der Buße
klarer und einfacher beschrieben werden könnte.
[Gottes Werke von Anfang bis heute: Gesetz und Evangelium – Reue und Glaube]
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Denn dies sind die zwei wesentlichen Werke Gottes an den Menschen: zu erschrecken
und zu rechtfertigen und die tief Erschrockenen lebendig zu machen. [CR 545] Auf
diese zwei Werke hin ist die ganze Schrift gegliedert. Der eine Teil ist das Gesetz, das
die Sünden zeigt, anklagt und verurteilt. Der andere Teil ist das Evangelium, d. h. die
Verheißung der in Christus geschenkten Gnade. Und diese Verheißung wird immer
wieder aufgegriffen in der ganzen Schrift: Zuerst wurde sie Adam gegeben, später
den Patriarchen, dann wurde sie von den Propheten ins Licht gesetzt, zuletzt wurde
sie von Christus unter den Juden gepredigt und dargeboten und von den Aposteln
über die ganze Welt verbreitet. Denn durch den Glauben an diese Verheißung sind
alle Heiligen gerechtfertigt worden, [262] [sie erlangten dies] nicht um ihrer
Anfangsreue oder wahren Reue willen.
Und die Beispiele zeigen gleichfalls diese beiden Teile: Adam wird nach dem Sün-
denfall gescholten und in Schrecken versetzt; das war die Reue. Danach verheißt Gott
Gnade, nennt den künftigen Samen [Nachkommen], durch den das Reich des Teufels,
Tod und Sünde zerstört werden; da bietet er Vergebung der Sünde an. Das sind die
Hauptsachen. Denn obwohl danach eine Strafe hinzugefügt wird, verdient doch diese
Strafe nicht die Vergebung der Sünde. Und von dieser Art der Strafen wollen wir
etwas später noch sprechen
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So wird auch David von Nathan getadelt, und er spricht erschrocken: „Ich habe ge-
sündigt gegen den Herrn“ (2. Sam 12, 13). Das ist die Reue. Später hört er die Abso-
lution: „So hat auch der Herr deine Sünde weggenommen; du wirst nicht ster-
ben“ (2. Sam 12, 13). Dieses Wort richtet David auf und hält ihn im Glauben; es
rechtfertigt und macht ihn lebendig. Auch hier kommt eine Strafe hinzu, doch ver-
dient diese Strafe nicht die Vergebung der Sünden. Nicht immer werden besondere
Strafen hinzugefügt. Doch dies beides muß es immer geben bei der Buße: Reue und
Glauben, wie Lk 7 (v. 37): Die sündige Frau kommt weinend zu Christus. An diesen
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