Die Bekenntnisschriften - page 379

Der Große Katechismus
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ich glaube an den Heiligen Geist, der mich heilig macht.“ Ein Gott und Glaube, aber
drei Personen, deshalb auch drei Artikel oder Bekenntnisse. So wollen wir nun kurz
die Worte durchgehen.
Der erste Artikel
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und
der Erde.
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Hier ist aufs allerkürzeste nachgebildet und vor Augen gestellt, was das Wesen Got-
tes, des Vaters, sein Wille, Handeln und Werk ist. Denn da uns die Zehn Gebote vor-
gehalten haben, daß man nicht mehr als einen Gott haben soll, möchte man nun fra-
gen: „Was ist denn Gott für ein Mann, was tut er, wie kann man ihn preisen oder ab-
bilden und beschreiben, so daß man ihn kennt?“ Das lehrt nun dieser folgende Arti-
kel, so daß das Glaubensbekenntnis nichts anderes ist als eine Antwort und ein Be-
kenntnis der Christen, gegründet im ersten Gebot. Wenn man also ein kleines Kind
fragte: „Liebes, was hast du für einen Gott, was weißt du von ihm?“, könnte es sagen:
„Das ist mein Gott, zuerst der Vater, der Himmel und Erde geschaffen hat. Außer
diesem einzigen halte ich nichts für Gott, denn sonst ist keiner, der Himmel und Erde
schaffen könnte.“
Für die Gelehrten und die, die sich etwas auskennen, kann man alle drei Artikel ge-
nauer behandeln und in soviel Stücke teilen, wie es Worte sind. Aber für die jungen
Schüler soll es jetzt genügen, das Nötigste aufzuzeigen, nämlich, wie gesagt, daß
dieser Artikel sich mit der Schöpfung befaßt, so daß man auf dem Wort: „Schöpfer
des Himmels und der Erde“ seinen Stand findet. Was bedeutet es nun oder was meinst
du mit dem Wort „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer“
usw.? Antwort: Das meine und glaube ich, daß ich Gottes Geschöpf bin, das heißt,
daß er mir gegeben hat und unablässig erhält: Leib, Seele und Leben, kleine und gro-
ße Gliedmaßen, alle Sinne, Vernunft und Verstand und so weiter, außerdem Essen
und Trinken, Kleider, Nahrung, Frau und Kind, Dienstleute, Haus und Hof. Dazu läßt
er die ganze Schöpfung zum Nutzen und für die Bedürfnisse des Lebens dienen: Son-
ne, Mond und Sterne am Himmel, Tag und Nacht, Luft, Feuer, Wasser, Erde und was
sie trägt und hervorbringen kann, Vögel, Fische, Tiere, Getreide und Pflanzen aller
Art, ebenso was mehr leibliche und zeitliche Güter sind, gute Regierung, Friede und
Sicherheit. So soll man aus diesem Artikel lernen, daß keiner von uns das Leben oder
alles, was jetzt aufgezählt worden ist und aufgezählt werden kann, aus sich selbst hat
oder erhalten kann, wie klein und gering es ist. Denn es ist alles mit dem Wort
„Schöpfer“ erfaßt.
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Außerdem bekennen wir auch, daß Gott, der Vater, uns nicht allein dieses alles, was
wir haben und vor Augen sehen, gegeben hat, sondern uns auch täglich vor allem
Übel und Unglück behütet und beschützt und allerlei Gefahr und Unfall abwendet.
Und dieses alles tut er aus lauter Liebe und Güte, ohne daß wir es verdient hätten, als
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