Die Bekenntnisschriften - page 388

Der Große Katechismus
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denken: „Meinethalben ist es nichts, aber es soll darum gelten, weil es Gott geboten
hat.“ So soll jeder, was er auch zu bitten hat, immer vor Gott kommen im Gehorsam
gegen dieses Gebot.
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Darum bitten wir und mahnen aufs fleißigste jedermann, daß man sich solches zu
Herzen nehme und auf keinen Fall unser Beten verachte. Denn man hat es bisher in
Teufels Namen so gelehrt, daß niemand solches geachtet hat und jeder gemeint hat, es
wäre genug, daß das Werk getan wäre, ob es Gott erhört oder nicht erhört. Das heißt
aber, das Beten auf gut Glück versucht und es aufs Geratewohl hergeleiert zu haben,
und deswegen ist es ein verlorenes Gebet. Denn wir lassen uns durch solche Gedan-
ken beirren und abschrecken: „Ich bin weder heilig noch würdig genug. Wenn ich so
fromm und heilig wäre wie Sankt Petrus und Sankt Paulus, so wollte ich beten.“ Aber
nur weit weg mit solchen Gedanken! Denn eben das Gebot, das Sankt Paulus getrof-
fen hat, trifft mich auch, und das zweite Gebot ist ebenso um meinetwillen aufgestellt
wie um seinetwillen, so daß er kein besseres oder heiligeres Gebot rühmen kann.
Darum sollst du so sagen: „Mein Beten, das ich tue, ist so köstlich, heilig und Gott
wohlgefällig wie das des Sankt Paulus und der Allerheiligsten. Grund dafür: Ich will
ihn seiner Person wegen gerne heiliger sein lassen, nicht aber des Gebots wegen, weil
Gott das Beten nicht wegen der Person ansieht, sondern seines Wortes und des Ge-
horsams wegen. Denn auf das Gebot, worauf alle Heiligen ihr Beten setzen, setze ich
meines auch, dazu bete ich eben um das, worum sie allzumal bitten oder gebeten ha-
ben.“
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Das soll das erste und nötigste Stück sein, daß all unser Beten auf den Gehorsam ge-
gen Gott sich gründen und darauf stehen soll, ohne Ansehen unserer Person, ob wir
nun Sünder oder fromm, würdig oder unwürdig sind. Und wir sollen wissen, daß es
Gott nicht in den Wind geschlagen haben will, sondern zürnt und straft, wenn wir
nicht bitten, wie er auch allen anderen Ungehorsam straft. Und dann will er unser
Gebet auch nicht umsonst und verloren sein lassen. Denn wenn er dich nicht erhören
wollte, würde er dir nicht aufgeben zu beten und so ein strenges Gebot daran knüpfen.
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Zum zweiten soll uns desto mehr antreiben und locken, daß Gott auch eine
Verheißung dazugetan und zugesagt hat, daß es Ja und gewiß sein soll, was wir be-
ten, wie er im 50. Psalm (v. 15) spricht: „Rufe mich an zur Zeit der Not, so will ich
dich erretten“, und Christus im Matthäusevangelium Kapitel 7 (v. 7 f.): „Bittet, so
wird euch gegeben“ usw. „Denn ein jeglicher, der da bittet, empfängt.“ Solches sollte
fürwahr unser Herz erwecken und entzünden, mit Lust und Liebe zu beten, weil er mit
seinem Wort bezeugt, daß ihm unser Gebet herzlich gut gefällt und es dazu gewiß
erhört und gewährt sein soll, damit wir es nicht verachten oder in den Wind schlagen
und aufs Ungewisse beten. Solches kannst du ihm vorhalten und sprechen: „Hier
komme ich, lieber Vater, und bitte nicht aus eigenem Antrieb oder auf eigene Wür-
digkeit hin, sondern auf dein Gebot und deine Verheißung hin, die mir nicht unerfüllt
bleiben oder lügen kann.“ Wer nun solcher Verheißung nicht glaubt, soll abermals
wissen, daß er Gott erzürnt, da er ihn aufs höchste entehrt und Lügen straft.
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