Die Bekenntnisschriften - page 377

Der Große Katechismus
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Bügel im Kranz, der Ende und Anfang zusammenfügt und alles zusammenhält, damit
man es immer wiederholt und nicht vergißt. Wie etwa im zweiten Gebot, daß man
Gott fürchte und seinen Namen nicht mißbrauche zu Fluchen, Lügen, Betrügen und
anderer Verführung und Bübereien, sondern richtig und gut gebrauche mit Anrufen,
Beten, Loben und Danken, das aus Liebe und Vertrauen nach dem ersten Gebot ge-
schöpft wird. Ebenso soll solche Furcht, Liebe und Vertrauen antreiben und zwingen,
daß man sein Wort nicht verachtet, sondern lernt, gerne hört, heilig hält und ehrt
.
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Danach geht es ebenso weiter durch die folgenden Gebote, die den Nächsten
betreffen, alles aus der Kraft des ersten Gebotes: daß man Vater und Mutter, Herren
und alle Obrigkeit ehrt, ihnen untertan und gehorsam sei, nicht um ihretwillen, son-
dern um Gottes willen. Denn du brauchst weder Vater noch Mutter anzusehen, zu
fürchten oder etwas ihnen zuliebe zu tun oder zu lassen; sieh aber darauf, was Gott
von dir haben will und ganz gewiß fordern wird. Läßt du es, so hast du einen zorni-
gen Richter, andererseits einen gnädigen Vater. Ebenso sollst du deinem Nächsten
kein Leid, Schaden oder Gewalt antun noch ihm in irgendeiner Weise zu nahe treten,
es betreffe seinen Leib, Ehepartner, sein Gut, seine Ehre oder sein Recht, wie es
nacheinander geboten ist, auch wenn du Möglichkeit und Grund dazu hättest und dich
kein Mensch dafür strafen würde. Sondern du sollst jedermann wohltun, helfen und
fördern, wie und wo du kannst, allein Gott zuliebe und zu Gefallen in dem Ver-
trauen, daß er dir alles reichlich zurückgeben will. Also siehst du, wie das erste Ge-
bot das Haupt und die Quelle ist, die durch alle anderen hindurchgeht, und wie ande-
rerseits alle sich auf dieses zurückbeziehen und an diesem hängen, so daß Ende und
Anfang ganz und gar ineinander geknüpft und gebunden sind.
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Solches (sage ich nun) ist nützlich und nötig, es den jungen Leuten immer
vorzuhalten, sie zu mahnen und daran zu erinnern, damit sie nicht nur wie das Vieh
mit Schlägen und Zwang, sondern in Gottes Furcht und Ehre aufgezogen werden.
Denn wo man das bedenkt und sich zu Herzen nimmt, daß es nicht Menschenwerk,
sondern die Gebote der hohen Majestät sind, die mit solchem Ernst darüber wacht,
über die zürnt und die straft, die sie verachten, und andererseits denen überschweng-
lich vergilt, die sie halten, da wird man sich selbst anreizen und antreiben, gerne Got-
tes Willen zu tun. Darum ist nicht umsonst im Alten Testament geboten, daß man die
Zehn Gebote an alle Wände und Ecken schreiben soll, ja an die Kleider. Nicht, daß
man es nur da geschrieben stehen lasse und zur Schau trage, wie es die Juden tun,
sondern daß man es unablässig vor Augen und in stetiger Erinnerung habe, daß wir es
in allem unsern Tun und Sein betreiben, und es jeder seine tägliche Übung sein lasse
in allerlei Fällen, Geschäften und Unternehmungen, als stünde es an allen Orten ge-
schrieben, wo er hinsieht, ja wo er geht oder steht. So würde man sowohl bei sich
daheim in seinem Haus als auch gegenüber den Nachbarn Grund genug finden, die
Zehn Gebote einzuüben, so daß niemand weit danach laufen müßte.
73 Zitate aus den Erklärungen zum zweiten und dritten Gebot im Kleinen Katechismus.
1...,367,368,369,370,371,372,373,374,375,376 378,379,380,381,382,383,384,385,386,387,...549
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