Die Bekenntnisschriften - page 411

Der Große Katechismus
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worden ist, die auch jeder wissen soll, der ein Christ sein und zum Sakrament gehen
will. Denn wir sind nicht gewillt, die zuzulassen und es denen zu reichen, die nicht
wissen, was sie da suchen oder warum sie kommen. Die Worte aber sind diese:
„Unser Herr Jesus Christus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot,
dankte und brach’s und gab’s seinen Jüngern und sprach: ‚Nehmet hin und esset. Das
ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Solches tut zu meinem Gedächtnis.‘
Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl, dankte, gab ihnen den
und sprach: ‚Nehmet hin und trinket alle daraus. Dieser Kelch ist das neue Testament
in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Solches tut,
sooft ihr’s trinket, zu meinem Gedächtnis.‘
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Hier wollen wir uns auch nicht mit den Lästerern und Schändern dieses Sakraments in
den Haaren liegen und fechten, sondern zum ersten lernen, worauf es ankommt (wie
auch bei der Taufe), nämlich daß das vornehmste Stück dabei Gottes Wort und Ord-
nung oder Befehl ist. Denn es ist nicht von Menschen erdacht oder aufgebracht wor-
den, sondern ohne jemandes Rat und Überlegung von Christus eingesetzt worden.
Deshalb bleibt auch, ebenso wie die Zehn Gebote, Vaterunser und Glaubensbe-
kenntnis in ihrem Wesen und ihrer Würde bleiben, auch wenn du sie niemals hältst,
betest oder glaubst, dieses hochwürdige Sakrament unverrückt, so daß ihm kein Ab-
bruch geschieht und nichts genommen wird, auch wenn wir es unwürdig gebrauchen
und handhaben. Was meinst du: Fragt Gott nach unserem Tun oder Glauben, um de-
renthalben seine Ordnung wandeln zu lassen? Bleibt doch in allen weltlichen Sachen
alles, wie es Gott geschaffen und geordnet hat, gleichviel wie wir es gebrauchen und
handhaben. Das muß man immer wieder einprägen. Denn damit kann man sehr wohl
das Geschwätz aller Rottengeister zurückstoßen. Denn sie betrachten die Sakramente
außerhalb von Gottes Wort als eine Sache, die wir tun.
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Was ist nun das Sakrament des Altars? Antwort: Es ist der wahre Leib und das Blut
des Herrn Christus, in und unter dem Brot und Wein durch Christi Wort uns Christen
geboten zu essen und zu trinken. Und wie von der Taufe gesagt wurde, daß sie kein
einfaches Wasser ist, so sagen wir hier auch: Das Sakrament ist Brot und Wein, aber
nicht einfaches Brot oder Wein, das man sonst auf den Tisch bringt, sondern Brot und
Wein, in Gottes Wort eingefaßt und daran gebunden. Das Wort (sage ich) ist das, was
dieses Sakrament macht und unterscheidet, so daß es nicht einfaches Brot und Wein,
sondern Christi Leib und Blut ist und heißt. Denn es heißt: „Accedat verbum ad
elementum et fit sacramentum“
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, „Wenn das Wort zur äußerlichen Sache kommt, so
wird es ein Sakrament.“
Dieser Spruch Sankt Augustins ist so zutreffend und gut geredet, daß er kaum einen
besseren gesagt hat. Das Wort muß das Element zum Sakrament machen, wenn nicht,
bleibt es nur ein Element. Nun ist es nicht eines Fürsten oder Kaisers, sondern der
hohen Majestät Wort und Ordnung, vor der alle Geschöpfe niederknien und ja spre-
104 Harmonisiert aus den Abendmahlsberichten 1. Kor 11, 23–25; Mt 26, 26–28; Mk 14, 22–24; Lk 22, 19 f.
105 S. o. Anm. 94 (zu Nr. 210).
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