Die Bekenntnisschriften - page 412

Der Große Katechismus
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chen sollen, daß es sei, wie er sagt, und es mit allen Ehren, Furcht und Demut an-
nehmen. Aus dem Wort kannst du dein Gewissen stärken und sprechen: Wenn hundert-
tausend Teufel zusammen mit allen Schwärmern dazwischenfahren: „Wie kann Brot
und Wein Christi Leib und Blut sein?“
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usw., so weiß ich, daß alle Geister und Ge-
lehrten auf einen Haufen nicht so klug sind wie die göttliche Majestät im kleinsten Fin-
gerlein. Nun steht hier Christi Wort: „Nehmet, esset, das ist mein Leib“, „Trinket alle
daraus, das ist das neue Testament in meinem Blut“ usw. Dabei bleiben wir und wollen
sie ansehen, die ihn schulmeistern werden und es anders machen, als er es gesagt hat.
Das ist wohl wahr, wenn du das Wort davon nimmst und es ohne Wort ansiehst, so hast
du nichts als einfaches Brot und Wein. Wenn die Worte aber dabei bleiben, wie sie sol-
len und müssen, so ist es laut derselben wahrhaftig Christi Leib und Blut. Denn wie
Christi Mund redet und spricht, so ist es, weil er nicht lügen oder betrügen kann.
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Daher ist leicht auf allerlei Fragen zu antworten, mit denen man sich jetzt quält, wie
zum Beispiel diese: ob auch ein böser Priester das Sakrament handhaben und geben
könnte und was dergleichen mehr ist. Denn da folgern wir und sagen: Auch wenn ein
Spitzbube das Sakrament nimmt oder gibt, so nimmt er das rechte Sakrament, das ist
Christi Leib und Blut, genauso gut wie der, der es auf das allerwürdigste handhabt.
Denn es ist nicht gegründet auf die Heiligkeit der Menschen, sondern auf Gottes
Wort. Und wie kein Heiliger auf Erden, ja kein Engel im Himmel das Brot und den
Wein zu Christi Leib und Blut machen kann, so kann es auch niemand ändern oder
wandeln, auch wenn es mißbraucht wird. Denn wegen der Person oder um des Un-
glaubens willen wird das Wort nicht falsch, wodurch es ein Sakrament geworden und
eingesetzt ist. Denn er spricht nicht: „Wenn ihr glaubt oder würdig seid, so habt ihr
meinen Leib und mein Blut“, sondern: „Nehmet, esset und trinket, das ist mein Leib
und Blut“, ebenso: „solches tut“ (nämlich was ich jetzt tue, einsetze, euch gebe und
zu nehmen auffordere). Das bedeutet: „Gleichviel ob du unwürdig oder würdig bist,
so hast du hier seinen Leib und sein Blut kraft dieser Worte, die zu dem Brot und
Wein dazukommen.“ Solches merke und behalte nur gut. Denn auf den Worten steht
all unser Grund, Schutz und Schild gegen alle Irrtümer und Verführungen, die je ge-
kommen sind oder noch kommen mögen.
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Also haben wir hier kurz das erste Stück, das das Wesen dieses Sakraments betrifft.
Nun sieh weiter auch die Kraft und den Nutzen, derentwegen eigentlich das Sakra-
ment eingesetzt ist. Das ist auch das Nötigste dabei, daß wir wissen, was wir da su-
chen und holen sollen. Das wird nun klar und leicht verständlich aus den angeführten
Worten: „Das ist mein Leib und Blut, FÜR EUCH gegeben und vergossen zur Ver-
gebung der Sünde.“ Das heißt kurz gesagt: Darum gehen wir zum Sakrament, damit
wir da solchen Schatz empfangen, durch den und in dem wir Vergebung der Sünden
bekommen. Warum das? Darum, weil die Worte dastehen und uns solches geben.
Denn darum fordert er mich auf, zu essen und zu trinken, damit es mein sei und mir
nütze als ein sicheres Pfand und Zeichen, ja gerade als dasjenige Gut, das für mich
eingesetzt ist gegen meine Sünde, Tod und alles Unglück.
106 So z. B. die Frage des Schweizer Reformators Huldrych Zwingli († 1531).
1...,402,403,404,405,406,407,408,409,410,411 413,414,415,416,417,418,419,420,421,422,...549
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