Bündige Zusammenfassung strittiger Artikel
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Bündige Zusammenfassung der zwischen
den Theologen Augsburgischer Konfession
strittigen Artikel,
im folgenden nach Anleitung des Wortes Gottes
christlich erklärt und in Ausgleich gebracht
Von der bündigen Zusammenfassung, Regel und Richtschnur
nach der alle Lehre beurteilt und die entstandenen Irrtümer christlich
entschieden und erklärt werden sollen
1. Wir glauben, lehren und bekennen, daß die einzige Regel und Richtschnur, nach der
alle Lehren und Lehrer gleichermaßen eingeschätzt und beurteilt werden sollen, allein
die prophetischen und apostolischen Schriften des Alten und Neuen Testaments sind,
wie geschrieben steht: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem
Wege“, Ps 119 (v. 105), und bei Sankt Paulus: „Wenn ein Engel vom Himmel käme
und predigte anders, der soll verflucht sein“, Gal 1 (v. 8).
Andere Schriften aber alter oder neuer Lehrer, welche Namen sie auch tragen, sol-
len nicht mit der Heiligen Schrift auf eine Stufe gestellt, sondern alle miteinander ihr
untergeordnet und nicht anders oder weiter angenommen werden denn als Zeugnisse
dafür, in welcher Weise und an welchen Orten nach der Zeit der Apostel diese Lehre
der Propheten und Apostel bewahrt worden ist.
2. Und nachdem gleich nach der Zeit der Apostel, ja noch zu ihren Lebzeiten, falsche
Lehrer und Ketzer aufgetreten sind, wurden gegen diese in der ersten Kirche „Symbo-
la“, das heißt kurze, schlüssige Bekenntnisse erstellt, die als Zusammenfassung des
einhelligen, allgemeinen, christlichen Glaubens und als Bekenntnis der rechtgläubigen
und wahren Kirche angesehen wurden – wie nämlich das Symbolum Apostolicum,
Symbolum Nicaenum und Symbolum Athanasi
–, bekennen wir uns zu ihnen und
1 Die Wendung „bündige Zusammenfassung“ übersetzt die von den Konkordientheologen gewählte Bezeichnung
„summarischer Begriff“. Sie kommt allerdings in der Konkordienformel in doppelter Bedeutung vor.
„Summarischer Begriff“ ist zum ersten das frühneuhochdeutsche Äquivalent für „Epitome“ und meint die
Kurzfassung oder den Extrakt der gesamten Schrift: so in der Hauptüberschrift. Zum anderen steht „summarischer
Begriff“, etwa in der Wendung „summarischer Begriff, Regel und Richtschnur“, für eine kompendienhafte,
normgebende Zusammenfassung der Lehre, wie sie z. B. in den ersten „Corpora doctrinae“ vorlag.
2 Siehe Band 1: Altkirchliche Glaubensbekenntnisse.