Bündige Zusammenfassung strittiger Artikel
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sondern für gewiß halten, daß sie um Christi willen kraft der Verheißung und des
Wortes des heiligen Evangeliums einen gnädigen Gott haben.
7. Wir glauben, lehren und bekennen, daß zur Erhaltung der reinen Lehre von der Ge-
rechtigkeit des Glaubens vor Gott auf die Ausschließlichkeitsformulierungen
beson-
ders achtzugeben ist, das ist, auf die folgenden Worte des heiligen Apostels Paulus, in
denen das Verdienst Christi und unsere Werke gänzlich voneinander geschieden wer-
den und Christus allein die Ehre gegeben wird. Denn der heilige Apostel Paulus
schreibt: „aus Gnaden“, „ohne Verdienst“ (Röm 3, 24), „ohne Gesetz“, „ohne Werk“
(Röm 3, 21.28), „nicht aus den Werken“ (Röm 11, 6). Diese Worte bedeuten allesamt
soviel wie: „Allein durch den Glauben“ an Christus werden wir gerecht und selig
(Röm 3, 28).
8. Wir glauben, lehren und bekennen: Obwohl vorhergehende Reue und nachfolgende
gute Werke nicht in den Artikel der Rechtfertigung vor Gott gehören, soll dennoch
nicht ein solcher Glaube ersonnen werden, der bei und neben einem bösen Vorsatz zu
sündigen und gegen das Gewissen zu handeln, Bestand hätte. Sondern wenn der
Mensch durch den Glauben gerechtfertigt ist, ist ein wahrer, lebendiger „Glaube durch
die Liebe tätig“, Gal 5 (v. 6), so daß die guten Werke dem gerechtmachenden Glauben
stets folgen und, wenn er rechtschaffen und lebendig ist, ohne Zweifel bei ihm anzu-
treffen sind. Der Glaube ist nie allein, sondern hat immer Liebe und Hoffnung bei
sich.
Antithesis oder negativa
Verworfene Gegenlehre
Demnach verwerfen und verdammen wir alle folgenden Irrtümer:
1. Daß Christus unsere Gerechtigkeit allein nach der göttlichen Natur sei.
2. Daß Christus unsere Gerechtigkeit allein nach der menschlichen Natur sei.
3. Daß in den Aussagen der Propheten und Apostel, wenn von der Gerechtigkeit des
Glaubens geredet wird, die Worte „rechtfertigen“ und „gerechtfertigt werden“ nicht
„von Sünden lossprechen“ oder „losgesprochen werden“ und „Vergebung der Sünden
erlangen“ meinen, sondern bedeuten sollen, daß wir tatsächlich aufgrund der durch
den Heiligen Geist eingegossenen Liebe, Tugend und daraus folgender Werke vor
Gott gerecht gemacht werden.
4. Daß der Glaube nicht nur auf den Gehorsam Christi schaue, sondern auf seine gött-
liche Natur, wie sie in uns wohnt und wirkt, und durch eine solche Einwohnung unse-
re Sünde zugedeckt werde.
5. Daß der Glaube ein solches Vertrauen auf den Gehorsam Christi sei, daß er in ei-
nem Menschen sein und bleiben könne, der keine wahre Buße habe, welcher auch
keine Liebe folge, sondern der gegen sein Gewissen in Sünden verharre.
22 Wortlaut des Originaltextes: „particulae exclusivae“.