Die Bekenntnisschriften - page 491

Bündige Zusammenfassung strittiger Artikel
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Affirmativa
Reine Lehre der christlichen Kirche gegen die beiden hier genannten Irrtümer
1. Gegen beide hier genannten Irrtümer glauben, lehren und bekennen wir einhellig,
daß Christus unsere Gerechtigkeit weder nach der göttlichen Natur allein noch nach
der menschlichen Natur allein sei, sondern der ganze Christus nach beiden Naturen ist
unsere Gerechtigkeit, allein in seinem Gehorsam, den er als Gott und Mensch dem
Vater bis in den Tod geleistet und uns damit Vergebung der Sünden und das ewige
Leben verdient hat, wie geschrieben steht: „Gleichwie durch eines Menschen Unge-
horsam viele Sünder geworden sind, also werden durch eines Menschen Gehorsam
viele gerecht“, Röm 5 (v. 19).
2. Demnach glauben, lehren und bekennen wir, daß unsere Gerechtigkeit vor Gott
darin besteht, daß uns Gott die Sünde vergibt aus lauter Gnade, ohne all unsere vor-
hergehenden, gegenwärtigen oder nachfolgenden Werke, Verdienste oder Würdigkeit.
Er schenkt uns die Gerechtigkeit des Gehorsams Christi und rechnet sie uns zu, um
derentwillen wir bei Gott zu Gnaden angenommen und für gerecht gehalten werden.
3. Wir glauben, lehren und bekennen, daß allein der Glaube Mittel und Werkzeug
ist, mit dem wir Christus und so in Christus eine solche „Gerechtigkeit, die vor Gott
gilt“, ergreifen. Darum wird uns solcher „Glaube als Gerechtigkeit zugerechnet“,
Röm 4 (v. 5).
4. Wir glauben, lehren und bekennen, daß dieser Glaube nicht eine bloße Kenntnis der
Geschichte Christi sei, sondern eine solche Gabe Gottes, durch die wir Christus, unse-
ren Erlöser, im Wort des Evangeliums recht erkennen und auf ihn vertrauen, daß wir
allein um seines Gehorsams willen, aus Gnaden Vergebung der Sünden haben, von
Gott, dem Vater, für fromm und gerecht gehalten und ewig selig werden.
5. Wir glauben, lehren und bekennen, daß nach dem Sprachgebrauch der Heiligen
Schrift das Wort „rechtfertigen“ in diesem Artikel „absolvieren“ bedeutet, das heißt
von Sünden lossprechen: „Wer den Gottlosen gerechtspricht und den Gerechten ver-
dammt, die sind beide dem Herrn ein Greuel“, Spr 17 (v. 15); ebenso Röm 8 (v. 33):
„Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der da gerecht macht.“
Und wenn statt des Wortes „Rechtfertigung“ die Worte „regeneratio“ und
„vivificatio“, das ist „Lebendigmachung“ und „Wiedergeburt“, gebraucht werden, wie
es in der Apologie
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geschieht, so geschieht es der gleichen Bedeutung nach. In ande-
ren Zusammenhängen wird darunter die Erneuerung des Menschen verstanden und
von der Rechtfertigung des Glaubens unterschieden.
6. Wir glauben, lehren und bekennen auch: Obgleich den an Christus Glaubenden und
wahrhaft Wiedergeborenen noch viele Mängel und Unvollkommenheiten bis in den
Tod hinein anhaften, sollen sie doch deswegen weder an ihrer Gerechtigkeit, die ih-
nen durch den Glauben zugerechnet wird, noch an der Seligkeit ihrer Seelen zweifeln,
21 Vgl. Band 1: Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses, Nr. 38–53.
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