Die Bekenntnisschriften - page 521

Die Barmer Theologische Erklärung
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Bekenntnissen treu sein und bleiben wollen, dürfen wir nicht schweigen, da wir glau-
ben, daß uns in einer Zeit gemeinsamer Not und Anfechtung ein gemeinsames Wort
in den Mund gelegt ist. Wir befehlen es Gott, was dies für das Verhältnis der Be-
kenntniskirchen untereinander bedeuten mag.
Wir bekennen uns angesichts der die Kirche verwüstenden und damit auch die Ein-
heit der Deutschen Evangelischen Kirche sprengenden Irrtümer der Deutschen Chri-
sten
und der gegenwärtigen Reichskirchenregierung zu folgenden evangelischen
Wahrheiten:
1. „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater
denn durch mich“ (Joh 14, 6).
„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht zur Tür hineingeht in den Schaf-
stall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und ein Räuber. Ich bin die
Tür; so jemand durch mich eingeht, der wird selig werden“ (Joh 10, 1.9).
Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Got-
tes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu ge-
horchen haben.
Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer
Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereig-
nisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen
.
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2. „Jesus Christus ist uns von Gott gemacht zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und
zur Heiligung und zur Erlösung“ (1. Kor 1, 30).
Wie Jesus Christus Gottes Zuspruch der Vergebung aller unserer Sünden ist, so und
mit gleichem Ernst ist er auch Gottes kräftiger Anspruch auf unser ganzes Leben;
durch ihn widerfährt uns frohe Befreiung aus den gottlosen Bindungen dieser Welt zu
freiem, dankbarem Dienst an seinen Geschöpfen.
Wir verwerfen die falsche Lehre, als gebe es Bereiche unseres Lebens, in denen wir
nicht Jesus Christus, sondern anderen Herren zu eigen wären, Bereiche, in denen wir
nicht der Rechtfertigung und Heiligung durch ihn bedürften.
3. „Lasset uns aber rechtschaffen sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken
an dem, der das Haupt ist, Christus, von welchem aus der ganze Leib zusam-
mengefügt ist“ (Eph 4, 15–16).
Die christliche Kirche ist die Gemeinde von Brüdern, in der Jesus Christus in Wort
und Sakrament durch den Heiligen Geist als der Herr gegenwärtig handelt. Sie hat mit
ihrem Glauben wie mit ihrem Gehorsam, mit ihrer Botschaft wie mit ihrer Ordnung
4 Die Wendung „als Quelle ihrer Verkündigung“, die die Verwerfung auf diesen Gesichtspunkt beschränkt, wurde
erst während der Synode auf Veranlassung lutherischer Theologen eingefügt.
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