Die Bekenntnisschriften - page 515

Bündige Zusammenfassung strittiger Artikel
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Aus dieser Erklärung kann ein jeder einfache Christ nach der Anleitung des Wortes
Gottes und seines leicht verständlichen Katechismus erkennen, was recht oder unrecht
ist. Denn hier ist nicht allein die reine Lehre dargelegt, sondern auch die ihr entge-
genstehende irrige Lehre zurückgewiesen, verworfen, und so [sind] die entstandenen
ärgerlichen Streitigkeiten gründlich entschieden.
Der allmächtige Gott und Vater unseres Herrn Jesus verleihe die Gnade seines Hei-
ligen Geistes, daß wir alle in ihm einig sein mögen und in einer solchen christlichen
und ihm wohlgefälligen Einigkeit beständig bleiben. Amen.
XII. Von anderen Gruppen und Sekten, die sich niemals
zur Augsburgischen Konfession bekannt haben
Damit auch nicht stillschweigend solche Gruppen und Sekten mit uns in eine Reihe
gestellt werden, weil wir sie in den vorangegangenen Erklärungen nicht erwähnt ha-
ben, haben wir am Ende allein die Artikel aufzählen wollen, in denen sie sich irren
und gegen unseren oft dargelegten christlichen Glauben und unser Bekenntnis lehren.
Irrige Artikel der Täufe
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Die Täufer sind untereinander in zahlreiche Gruppierungen gespalten, von denen die
einen viele, die anderen wenige Irrtümer verfechten. Im allgemeinen aber vertreten sie
eine solche Lehre, die weder in der Kirche noch in öffentlicher Ordnung und weltli-
cher Herrschaft, noch im häuslichen und beruflichen Leben
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zu dulden und hinzu-
nehmen ist.
Nicht zu duldende Artikel, die die Kirche betreffen
1. Daß Christus Leib und Blut nicht von der Jungfrau Maria angenommen, sondern
vom Himmel mitgebracht habe.
2. Daß Christus nicht wahrer Gott sei, sondern nur mehr Gaben des Heiligen Geistes
habe als sonst ein heiliger Mensch.
3. Daß unsere Gerechtigkeit vor Gott nicht nur in dem Verdienst Christi allein, son-
dern in der Erneuerung und daher in unserer eigenen Frömmigkeit bestehe, in der wir
leben. Diese beruht aber zu einem großen Teil auf eigener, besonderer, selbst erwähl-
ter Heiligkeit und ist im Grunde nichts anderes als ein neues Mönchtum.
4. Daß die Kinder, die nicht getauft sind, vor Gott keine Sünder, sondern gerecht und
unschuldig seien und in ihrer Unschuld, weil sie noch nicht in den vollen Besitz ihres
Verstandes gekommen sind, ohne die Taufe, die sie angeblich nicht nötig haben, selig
würden. Sie verwerfen also die ganze Lehre von der Erbsünde und was mit ihr zu-
sammenhängt.
49 So der neuere Sprachgebrauch. Wörtlich in der Vorlage „Wiedertäufer“.
50 In dieser Formulierung spiegelt sich die mittelalterliche und von Luther weitergetragene Drei-Stände-Lehre von
„ecclesia – politia – oeconomia“, in die jedes menschliche Leben eingebunden ist.
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