Bündige Zusammenfassung strittiger Artikel
247
13. Daneben sollen wir uns aufs höchste bemühen, nach dem Willen Gottes zu leben
und unsere Berufung, wie Sankt Petrus mahnt, „festzumachen“ (2. Petr 1, 10), und uns
insbesondere an das offenbarte Wort halten, das uns nicht täuschen kann und wird.
14. Durch diese kurze Erklärung der ewigen Wahl Gottes wird Gott seine Ehre ganz
und gar gegeben, daß er uns allein aus lauter Barmherzigkeit ohne all unser Verdienst
selig mache „nach dem Vorsatz seines Willens“ (Eph 1, 11). Daneben wird nieman-
dem eine Ursache zur Kleinmütigkeit oder zu einem gewissenlosen, zügellosen Leben
gegeben.
Antithesis oder negativa
Falsche Lehre von diesem Artikel
Demnach glauben wir und halten fest, daß diejenigen, die die Lehre von der gnädigen
Wahl Gottes zum ewigen Leben so wenden, daß die betrübten Christen an ihr keinen
Trost finden können, sondern dadurch zur Kleinmütigkeit oder Verzweiflung gebracht
oder die Unbußfertigen in ihrem mutwilligen Handeln bestärkt werden, diese Lehre
nicht nach dem Wort und Willen Gottes, sondern nach der Vernunft und Anstiftung
durch den leidigen Satan verbreiten, weil alles, „was geschrieben ist“, wie der Apostel
bezeugt, „uns zur Lehre geschrieben ist, auf daß wir durch Geduld und Trost der
Schrift Hoffnung haben“ (Röm 15, 4). Demnach verwerfen wir folgende Irrtümer:
1. Wenn gelehrt wird, daß Gott nicht wolle, daß alle Menschen Buße tun und dem
Evangelium glauben
2. Ebenso, wenn Gott uns zu sich rufe, daß es nicht sein Ernst sei, daß alle Menschen
zu ihm kommen sollen.
3. Ebenso, daß Gott nicht wolle, daß jeder selig werde, sondern daß er, ohne die Sünde
der Menschen in Betracht zu ziehen, allein aus seinem bloßen Ratschluß, Vorsatz und
Willen Menschen zur Verdammnis bestimme, so daß sie nicht selig werden können
4. Ebenso, daß nicht allein die Barmherzigkeit Gottes und das allerheiligste Verdienst
Christi Ursachen seien, sondern auch in uns ein Grund zur Wahl Gottes stecke, um
dessentwillen uns Gott zum ewigen Leben erwählt habe.
Dies alles sind lästerliche und erschreckende irrige Lehren, durch die den Christen
aller Trost genommen wird, den sie im heiligen Evangelium und im Gebrauch der
heiligen Sakramente haben. Deswegen sollten sie in der Kirche Gottes nicht geduldet
werden.
Dies ist die kurze und schlichte Erklärung der strittigen Artikel, die eine Zeitlang
von den Theologen der Augsburgischen Konfession gegensätzlich erörtert und gelehrt
worden sind.
46 Vgl. Calvin, Unterricht in der christlichen Religion, Buch III, Kap. 21, 5.6.
47 Vgl. in diesem Band: Bekenntnis des Glaubens (Confession de foi), Art. 12.
48 Vgl. Melanchthon, Grundbegriffe der Glaubenslehre (Loci 1543; CR 21, 916).