Die Bekenntnisschriften - page 77

Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
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den wir bei unseren Gegnern bemerken, leicht begreifen. Wir können aber die offen-
kundige und für die Kirche notwendige Wahrheit nicht aufgeben. [144] Deshalb mei-
nen wir, daß Beschwerlichkeiten und Gefahren um der Ehre Christi willen und zum
Nutzen der Kirche durchgestanden werden müssen. Und wir vertrauen darauf, daß
Gott diesen unsern Dienst [CR 422] anerkennen wird, und hoffen, daß die Nachwelt
gerechter über uns urteilen wird. Denn es ist nicht zu bestreiten, daß viele Stücke der
christlichen Lehre, auf die es in der Kirche besonders ankommt, von den Unseren an
den Tag gebracht und ins Licht gestellt worden sind. Unter welchen und wie gefähr-
lichen Meinungen sie früher verschüttet lagen bei den Mönchen, Kanonisten
8
und
sophistischen Theologe
n
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, will ich hier nicht erzählen. Wir haben das öffentliche
Zeugnis vieler vortrefflicher Leute, die Gott für diese höchste Wohltat danken, daß er
über viele notwendige Stücke Besseres gelehrt hat, als allenthalben bei unseren Geg-
nern zu lesen ist.
Wir empfehlen deshalb unsre Sache Christus. Er wird einst diese Streitigkeiten rich-
ten. Ihn bitten wir, er möge sich der bedrängten und zerstreuten Kirchen annehmen
und sie wieder zu frommer und dauerhafter Eintracht zurückführen.
[CR 421] [145]
Apologie des Bekenntnisses
[Art. I: Von Gott]
[Der dreieinige Gott]
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Den ersten Artikel unseres Bekenntnisses erkennen unsere Gegner an. In ihm legen
wir dar, daß wir glauben und lehren, daß es ein einziges, göttliches, unteilbares usw.
Wesen gibt und dennoch drei unterschiedene Personen ebendieses Wesens, göttlich
und gleichfalls ewig, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Diesen Artikel haben wir im-
mer gelehrt, und wir verteidigen ihn und meinen, daß er sichere und zuverlässige
Zeugnisse in der Heiligen Schrift hat, die nicht erschüttert werden können. Und wir
behaupten fest, daß die, die anders denken, außerhalb der Kirche Christi und Göt-
zendiener sind und Gott Schmach antun.
8 Lehrer des kanonischen Rechtes (Kirchenrecht).
9 „Sophist“ hier = „Schönredner“, „Schwätzer“ o. ä. Gemeint sind die mittelalterlichen Schultheologen (Scholastiker).
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